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08.12.2006
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Tom Waits - Orphans - Brawlers, Bawlers & Bastards

Tom Waits - Orphans - Brawlers, Bawlers & Bastards
Anti/SPV
Format: 3CD

Im Zentrum dieses neuen Magnum Opus von Tom Waits steht dessen Stimme. Er selbst bringt es am treffendsten auf den Punkt, wenn er sagt, dass er klingen könne wie ein Mädchen, ein Buh-Mann, ein Theremin, eine Knallerbse, ein Clown, ein Doktor oder ein Mörder. Auf insgesamt drei CDs versammelte Waits 59 Songs - davon 30 neue -, die er nach Themen sortiert arrangierte.

Die erste CD "Brawlers" präsentiert den lauten, rülpsenden, blökenden, grölenden Waits, die zweite, "Bawlers", den lyrischen, nachdenklichen, jazzig-orchestralen und die dritte, "Bastards", versammelt alles, was sich ansonsten noch so in Waits' Kuriositätenkabinett befinden, in keine Schublade passt und selbst vom Meister selbst als "seltsam" eingestuft wird.

Elemente all dieser Zutaten finden sich ja auf jedem Waits-Werk - so konsequent und in solcher Menge versammelt fand das indes bislang noch nicht statt. Dass Waits hierbei kaum bekanntes Material zusammenträgt (wie z.B. das "Springtime"-Stück, das er für seinen Freund Roberto Benigni schrieb), spricht für die Produktivität Waits'. Dass es sich bei diesem Sammelsurium dabei keineswegs um eine Anhäufung bloßer Kabinettstückchen handelt, sondern um etliche vollwertige, neue Songs, spricht für seine Kreativität. Man findet hier praktisch jede Facette Waits' wieder - und einige neue obendrein (z.B. den politischen Waits, der feststellt, dass sich Gott auf der Straße zum Frieden im nahen Osten selber vefranzt habe). Daneben werden auch jene Aspekte beleuchtet, die Waits jenseits der eigentlichen Musikszene in Film, Theater oder Literatur zeigen. Und es wird der Musikliebhaber Waits gezeigt, der Songs wie z.B. "Sea Of Love" durch seine ganz eigene, persönliche Brille betrachtet.

Zusammengehalten wurde diese Mischung unterschiedlichsten Materials schließlich durch die "Lazarus-Arbeit" (wie Tom Waits es nennt) des Engineers Karl Derfler, der die alten Fundstücke aufpolierte und die Aufnahmen der neuen Songs überwachte. Ein umfassenderes, persönlicheres Portrait des ruppigen Barden als dieses wäre jedenfalls kaum möglich erschienen. Und das alles - um es noch einmal deutlich zu sagen - ohne bekannte "Hits" und mit für die meisten Hörer überwiegend neuem Stoff. Hut ab, kann man da nur sagen.



-Ullrich Maurer-


 

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