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06.04.2007
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Hans Theessink - Slow Train

Hans Theessink - Slow Train
Blue Groove/Rebeat
Format: CD

Rein stilistisch macht Hans Theessink natürlich so schnell niemand etwas vor: Mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit beherrscht der jetzt in Wien lebende geborene Niederländer jede Spielart des authentischen, vorwiegend akustischen Blues. Der Mann, der seit 40 Jahren auf nahezu jeder Blues-Bühne der Welt zu Hause ist, hat sich im Laufe der Jahrzehnte dabei einen Stil erarbeitet, der ihn angenehm von vielen Kollegen absetzt, die ihr Heil in der Virtuosität und der Bewahrung der Traditionen sehen. Theessink ist und bleibt aber ein Song-Man, der sich im Dienste des Songs als solchem tätig sieht, und dem die Bewahrung der reinen Blues-Lehre dabei relativ egal ist.

So wundert es denn nicht, dass auf dieser Scheibe z.B. auch der Gospel (via eines strammen Herrenchores), eine Prise Cajun und eine Prise afrikanischen Lebensgefühl Urstände feiern - gerade auch im Dienste der betreffenden Songs. Was allerdings wundert ist, dass jemand wie Theessink geradezu banale und auf ihre Weise regelrecht naive Texte schreibt. Ungerührt buchstabiert Theessink (mit übrigens recht passabler Gesangsstimme, die gut zum Genre passt) dem Zuhörer hier die größten Plattheiten zu den größtmöglichen Themenkomplexen (z.B.: 911, Hurricane Katrina oder Robert Mugabe) ins Ohr. Das hat in seiner kindlichen Vorhersehbarkeit fast schon etwas Rührendes. Wenn auch eher peinlich rührend. Wäre diese Diskrepanz zwischen inhaltlicher Flachheit und brillanter musikalischer Performance nicht gegeben, so wäre diese Scheibe für Bluesfreunde durchaus eine unbedingte Empfehlung. In dieser geballten Form kann man indes über die textlichen Defizite einfach nicht hinweghören: Das gibt einen dicken Abzug in der B-Note!



-Ullrich Maurer-


 

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