"Que Viva Mexico" war ein Projekt, das der russische Regisseur Sergeji Eisenstein in den 30er Jahren plante: Aus tausenden Metern belichteten Filmmaterials, das er in Mexico aufnahm, wollte er insgesamt sechs Filme erstellen, die die Geschichte des Landes beleuchten sollten. Doch es kam anders: Eisenstein wurde von Stalin zum Volkshelden erkoren und das Material blieb zunächst bei Paramount, die den Film produzieren wollten. Erst in den späten 70er Jahren gab es einen dreiteiligen Film gleichen Namens, der - unter russischer Aufsicht - nach Notizen und Anweisungen Eisensteins montiert wurde. Da es sich um einen späten Stummfilm handelte, beschloss das französische Instrumental-Trio NLF3, dieses Werk zu vertonen, als es die Auftragsarbeit bekam, einen Stummfilm für Aufführungen zu begleiten.

NFL3 sind insofern für solche Projekte geeignet, als das bei ihnen nicht die Improvisation, sondern die Komposition im Vordergrund steht. So sind die Tracks des aktuellen Albums alle recht vielschichtig aufgebaut, spielen mit den Möglichkeiten, die sich durch eine vielseitige Instrumentierung (bei der organische Keyboards eine wesentliche Rolle spielen) ergeben und erzielen dennoch eine fast greifbare Wirkung, denn NFL3 legen weniger Wert auf Schönklang, als auf eine natürliche, organische Performance. Deswegen lassen sich NFL3, die sich gerne auch am Klangbild der 80s orientieren - auch nicht mit den üblichen Verdächtigen vergleichen. Mit Post- und Artrock haben sie nämlich weniger am Hut als mit erdigen Indie-Sounds. Inzwischen haben die Jungs, die diese Scheibe bereits 2004 einspielten, Blut geleckt und weitere Stummfilme vertont. Da scheint also noch Potential brachzuliegen.