Dass die Felice Brothers aus derselben Gegend des Staates New York kommen, in dem The Band ihre Sternstunden feierten, macht vorne und hinten Sinn. Nicht nur, dass sich die reisende Kommune von drei echten und einem Blutsbruder der Pflege des modernen Folksongs verschrieben hat - Sänger Simone Felice klingt auch noch wie ein waschechter, nörgelnder, zorniger, junger Bob! Das geht so lange vollkommen in Ordnung, wie die Felice Brothers mit originellen Kompositionen, interessanten Arrangements und angenehmen Melodiebögen aufwarten - somit also die Tugenden des Metiers mit einer Prise Eigenständigkeit verquicken. Nachdem dann allerdings das Programm - ausgerechnet nach einem Song namens "Lady Day" - in ein mehr oder minder vorhersehbares Folk-Programm nach dem "Mann und Gitarre"-Prinzip umkippt - das Band-Gefüge also plötzlich keine Rolle mehr spielt - ist das Ganze dann doch eher befremdlich. Zumal diese Aufteilung nicht unbedingt zwingend erforderlich erscheint. Was allerdings die Gebrüder bis zu diesem Zeitpunkt zustande gebracht haben, verdient der Aufmerksamkeit von Freunden zugänglicher, nachvollziehbarer aber nicht klischeehaften Americana-Songwritings.