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02.05.2008
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The Rolling Stones / Martin Scorsese - Shine A Light

The Rolling Stones / Martin Scorsese - Shine A Light
Polydor/Universal
Format: 2CD

Fast ist es ja schon ein wenig seltsam, dass in unseren multimedialen Zeiten überhaupt noch ein Soundtrack zu einem Musikfilm auf den Markt kommt - aber bei den Rolling Stones geht es halt vornehmlich tatsächlich noch eher um die Musik als um das Bild (zumal einer der Gründe, warum Martin Scorsese diesen Konzertfilm überhaupt machte, wohl der gewesen ist, dass er bei entsprechenden Pressekonferenzen, umgeben von den grauen Herren, fast selbst noch mal jung aus sah).

Der Charme dieser Doppel-CD liegt darin, dass die Highlights aus anderen Ecken kommen, als der Fan gemeinhin erwartete: Da ist zum Beispiel der glasklare Sound, der die Rhythmusgruppe Charlie Watts und Darryl Jones ins Zentrum stellt - während die Gitarren im Soundmix tatsächlich Ping Pong-mäßig am Rande platziert wurden, was das Zusammengehen nicht gerade fördert. Dann sind es Zutaten wie Bobby Keys inspiriertes Sax-Solo bei "Brown Sugar", der Gospel-Chor bei "I'm Free" oder die Gastauftritte von Jack White, Buddy Guy oder Christina Aguilera, die spannende Akzente setzen.

Und letztlich ist es das erkennbare Bemühen aller Beteiligten, sich nicht in selbstgefälliger Routine zu gefallen, sondern die ollen Kamellen (abgerundet durch einmal Temptations und einmal Muddy Waters) noch mal so richtig aufzupolieren. Mal klappt das - Keiths "Little T&A" hat man so beseelt und soulig noch nie gehört und Jack Whites Gesang bei "Loving Cup" sitzt wie der Deckel auf dem Eimer - und manchmal geht das schief: "Sympathy For The Devil" überrascht zwar mit einer Art Latin-Swing, aber so zerstreut wie hier hat Keith schon lange kein Gitarrensolo mehr verstolpert. Zwar wird das Riff von "Satisfaction" hardrockmäßig angeschlagen, aber ansonsten versumpft das Stück - wie seit den 80ern üblich - im endlosen Gedudel. Und zwar steht die Rhythmusgruppe bestimmend im Zentrum - nur interessiert das die anderen nicht so recht und so schwankt und taumelt das Tempo dann nach Gusto hin und her. Aber mal ehrlich: Zeichnet nicht gerade solches Gehabe eine großartige Rock-Band aus? Anstatt sich auf die sichere Schiene zu verlegen, wird lieber rumgefrickelt und gestottert - mit der Möglichkeit zur Größe und zum Scheitern gleichermaßen - trotz Filmcrew. Insofern ist diese ungefähr 478. Live-Scheibe der Stones auch mal wieder eine recht gute geworden - zumindest aber eine abwechslungsreiche und unterhaltsame.



-Ullrich Maurer-


 

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