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19.06.2009
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Gemma Ray - Lights Out Zoltar!

Platte der Woche

KW 25/2009


Gemma Ray - Lights Out Zoltar!
Bronzerat/Soulfood
Format: CD

Zu behaupten, Gemma Ray mache auf ihrer aktuellen Scheibe etwas komplett Neues, wäre sicherlich nicht ganz richtig, denn diese Art von charmant verdrehtem Country-Noir-Americana pflegen auch Kolleginnen wie z.B. Paula Frazer oder Neko Case. Es ist jedoch eine gewisse Art von unverbrauchter Frische und eine Spur von schwelgerischer Grandezza, die dieses Werk aus der Masse herausragen lässt. Dabei ist der soeben verwandte Begriff "Country" auch nicht ganz korrekt: Gemma bezieht sich bei ihren universell formulierten Mörderballaden eher auf die Western-Traditionen des Genres: Ihre Songs bieten musikalisch mehr Twang als Folk und sind so gar nicht irgendwelchen Landeier-Traditionen oder Lagerfeuer-Romantiken verpflichtet.

Nein, Gemma lotet hier musikalisch wie inhaltlich - auf eine durchaus feminine Art - eher allerlei Schattenwelten aus - und spielt dabei mit den Erwartungshaltungen: Ist bei dieser Art von Musik oft zu beobachten, dass die Songs genau in die Richtung abdriften, die die Großen des Genres vorgaben - von Hank bis Patsy, sozusagen -, flechtet Gemma immer wieder überraschende Schlenker und Wendungen ein, die aufhorchen lassen und die Stücke auch über den Augenblick hinaus interessant machen. Dabei bezieht sie sich mehr oder weniger deutlich auf ihre Einflüsse ("1952" heißt ein Song schlicht), macht aber auch deutlich, dass seither musikalisch viel passiert ist und dass auch die Neuzeit eine Rolle spielt. Und was die Arrangements betrifft, so schöpft Gemma aus dem Vollen. Zuweilen klingt diese Scheibe mehr nach den Beach Boys als nach irgendwelchen Geisterstädten. Auch der Humor kommt bei Gemma nicht zu kurz. So fährt sie mit 153 km/h im zweiten Gang oder lässt sich Flüsse graben anstatt zu (er)weinen. Was die Scheibe letztlich aber auszeichnet, ist eine Art von Respektlosigkeit, mit der sich Gemma Ray das Genre zu Eigen macht, für sich neu entdeckt - und letztlich somit durchaus auch belebt.



-Ullrich Maurer-


Video: "Hard Shoulder"
 

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