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02.04.2010
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Rusconi - It's A Sonic Life

Rusconi - It's A Sonic Life
Sony Music
Format: CD

Drei Herren aus Zürich machen Instrumentalmusik im Trio-Format mit Piano, Bass und Drums. Was soll denn daran so besonders sein? Nun, vielleicht das Stefan Rusconi und seine Kumpels - trotz aller studierten Gelehrigkeit - keineswegs den üblichen, gelangweilten Feuilleton-Jazz fabrizieren, sondern ihr Genre gnadenlos ausreizen. Und zwar in eine Richtung, an die bislang noch keiner dachte. Die Jungs, die eher aussehen wie Indie-Freaks als etwa studierte Profis, widmen sich auf ihrem neuen Werk nämlich niemand anderem als der New Yorker Avantgarde Legende Sonic Youth. Das ist dann auf den zweiten Blick gar nicht so seltsam, wie es zunächst klingt, denn was machen - genau überlegt - Sonic Youth mit den Mitteln der Rockmusik in weiten Teilen denn eigentlich anderes als Jazz? Hat man sich an diesen Gedanken erst mal gewöhnt, klappt die Annäherung an das neue Rusconi-Werk ansatzlos - und erklärt auch gleich, warum den Tracks eine für Jazzer geradezu erstaunliche Geradlinigkeit, Unerbittlichkeit und Rock-Sensibiliät innewohnt (wenn man mal akzeptiert, dass Akustiker ohne Gitarren halt nun mal nicht brachial laut sein können). Aber so richtig verspielt ist die Sache auch nicht. Alle drei Musiker nehmen sich in Sachen Frickelei mächtig zurück, sondern setzen mehr auf die klangliche Vielfalt, die sich mit ihren Hausinstrumenten erreichen lässt (etwa, indem die Saiten des Pianos als Gitarrenersatz missbraucht werden oder indem die Drums einen krautigem Backbeat vorgeben). Das ist spannend und erleuchtend. Und es funktioniert auf mehreren Ebenen: Als Hommage an Sonic Youth, als visuelles Klangbild in der Art der berühmten unverfilmten Soundtracks, als Fingerübung in Sachen des Möglichen und sogar im klassischen Jazz-Umfeld. Sehr viel überraschender hätte man sowas nicht hinbekommen können.


-Ullrich Maurer-


 

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