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30.10.2009
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Emily Jane White - Victorian America

Emily Jane White - Victorian America
Talitres/Rough Trade
Format: CD

Es ist ja immer so leicht dahergesagt: "Victorian America" setzt dort auf, wo Emily Jane Whites Debüt "Dark Undercoat" aufsetzte. Und dennoch steckt viel mehr hinter dieser erstaunlich vielschichtigen zweiten Scheibe. Zum einen klingt Emily hier nicht mehr unbedingt wie eine jüngere Chan Marshall. Und dann sind ihre Stücke dieses Mal auch mehr als ausgefüllte Fragmente. Zwar sah sie die Sache zu Zeiten des Erscheinens von "Undercoat" noch anders - aber im direkten Vergleich wird deutlich, dass Emily dort noch suchte, was sie hier fand. Emily macht im besten Sinne moderne Folkmusik. Verwurzelt in den Traditionen des Genres - aber mit direktem Bezug zum persönlichen Umfeld. Dass dabei ihre Herkunft in der eher gemütlichen Küstenstadt Fort Bragg in Kalifornien eine Rolle spielt, ist ebenso unverkennbar, wie ihre Vorliebe für klassische, düstere Folklore - was nicht nur im Titel ihrer Songs und Alben deutlich wird. Die hier dargebotenen, akustisch arrangierten Stücke sind mit Streichern, Piano und Steel-Gitarre angereichert - was sie aber nicht notwendigerweise zu Country-Songs macht. Vielmehr hat Emily einen Weg gefunden, der Sache ihren ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. Das geschieht zum einen durch den eindringlichen Gesang, zum anderen durch die düster-melancholischen Melodien und nicht zuletzt durch die persönlich gefärbten Texte, die mal klassisch / poetisch und mal beobachtend / realpolitisch daherkommen. Wer nach einer aktuellen Blaupause für exzellent inszeniertes Songwriting in diesem Genre sucht, wird es mit "Victorian America" finden.


-Ullrich Maurer-


 

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