Projekte wie dieses - Vocals und Jazz-Gitarre - gibt es in den USA wie Sand am Meer. Bei uns ist das eher die Ausnahme. Hier fanden sich nun Sängerin Anja Lerch und Gitarrist Frank Sichmann zusammen, um ihre Lieblingsongs auf die ihnen eigene Weise zu interpretieren. Das Album bietet also keinerlei doppelten Boden. Dabei ist die Auswahl der Songs ebenso interessant wie die Umsetzung. So finden sich Nummern aus allen möglichen Bereichen - von Kate Bush über Abba, Neil Young und Prince bis hin zu Pat Metheny (für dessen April Joy überhaupt erst einen Text schrieb), die dann ein ganz neues musikalisches Gewand bekommen. Dabei heraus kamen weder reine Jazz- noch reine Pop-Versionen, sondern etwas ziemlich Eigenständiges. Die Scheibe ist - trotz gelegentlicher Percussion-Sprengsel - eher ruhig gehalten und bietet auch nur die notwendigste Virtuosität. Im Allgemeinen ist das Transportieren der Grundstimmung wichtiger, als die Demonstration musikalischer Fertigkeit. Trotzdem taugt das Album nicht als musikalische Tapete - dafür passiert im Detail zu viel und dafür sind die teilweise recht radikalen Interpretationen auch zu anspruchsvoll ausgefallen (so erkennt man die meisten Nummern - wenn überhaupt - nur am Text). Insgesamt gibt es für den interessierten, weltoffenen Musikfreund aber viele neue Perspektiven und Überraschungen zu entdecken.