Fenster schließen
 
05.02.2001
http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=1075
 
Pan Sonic - Aaltopiiri

Pan Sonic - Aaltopiiri
Mute
Format: CD

Grenzerfahrungen in vielerlei Hinsicht bieten sich dem Hörer auf Pan Sonics nunmehr viertem Album. Endverbraucher, die zum Entstehen von Bildern in einem solchen Werk auch die Songtitel zur Unterstützung nehmen, sollten schon der finnischen Sprache mächtig sein. Ein Umstand, der in den meisten Fällen wohl nicht zutreffen wird. Reizvolle Ratlosigkeit also zunächst auch beim Rezensenten angesichts der Tracklist. Aber, so beeilt sich die Plattenfirma mitzuteilen, sind die oftmals vagen Bedeutungen der Titel selbst von der Band nicht immer wirklich erklärbar. Beruhigend, das.

Aber auch der nächste Ansatz ist ein Schlag in die tiefen Wasser skandinavischer Fjorde. Die Scheibe ist nämlich gar nicht alleine in den einsamen Wäldern Finnlands entstanden, wie man beim Erleben der langsam fließenden elektronischen Klänge zunächst vermuten könnte. Nein, das bandeigene Studiodomizil befindet sich - Gegensätze ziehen sich an - unter Spaniens Sonne im gar nicht so einsamen Barcelona. Vielleicht kann man sich die Bandmitglieder vorstellen als Künstler, die ihren Weg als Ziel begreifen. Immer auf der Suche nach neuen Klängen, die, mal mehr, mal weniger verfremdet, in wiederum andere Klänge eingegliedert werden. Songstrukturen im herkömmlichen Sinne gibt es nicht. Rhythmen hier und da, in diesem Moment noch Forschungslabor, im nächsten schon nur noch klingend wie der neulich entsorgte Kühlschrank aus der Nachbar-Wg. Stolz erzählt man von der Aufnahme und verstärkten Wiedergabe des Geräusches eines Freundes, der sich während eines Konzertes mit voller Wucht gegen eine Wand prallen lässt. Stagediving auf nordische Art. Putzig und irgendwie verschroben.

Wer aber, und vor allem zu welcher Gelegenheit, sollte diese Scheibe goutieren?!? Sicher wird sie dem Kunstfreund und Besucher moderner Galerien gefallen. Auch auf Modeschauen in Paris, wie im fernen und technikverliebten Japan waren die Finnen bereits gefragte Gäste. So langsam diese Musik fließt, so unspektakulär sie sich in dein Hirn begibt. Sie erreicht die verschiedensten Welten und hinterlässt dabei keine Spuren ihrer Herkunft. Oder, um es mit den Worten der Künstler zu sagen: "Wir machen einfach nur Musik". Es gibt Sätze, denen ist nichts mehr hinzuzufügen.



-Michael Kellenbenz-


 

Copyright © 2001 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de