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12.03.2010
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NTRSN - People Like Gods

NTRSN - People Like Gods
Sigsaly Transmissions Media/NovaMedia
Format: CD

"Was ist neu an eurem Sound, welche Innovationen zeichnen euch aus, was ist einzigartig?" Diese Frage müssen sich Bands gerne mal gefallen lassen. Denn leider gilt in der Musikmedien-Landschaft viel zu oft die Faustregel: Nur wenn es neu und irgendwie anders ist, dann ist es interessant Dabei ist es doch oft so, dass man sich gerne mal nach Alternativen umschaut, wenn man seinen persönlichen Musikgeschmack entdeckt hat. Wer beispielsweise auf den alten Sound von Nitzer Ebb und Front 242 steht, sucht automatisch weiter nach Old-School-EBM. Und landet über kurz oder lang vielleicht auch bei den Newcomern NTRSN. "Intrusion", so wird das Konsonanten-Stakkato gesprochen, knüpfen mit ihrem Debüt "People Like Gods" nahtlos an die Musik der Szenebands der 80er-Jahre an. Retro-EBM könnte man das nennen - schließlich setzen Pieter David und Bram Declercq nur auf analoge Synthesizer und Maschinen zur Klangerzeugung. Software-Synthesizer müssen bei den Belgiern draußen bleiben. Das schafft einen Klang, der dem der EBM-Pioniere der 80er-Jahre sehr nah kommt.

Aber warum verzichten NTRSN auf all die großartigen, technischen Errungenschaften der vergangenen Jahre? Ganz einfach: Analoge Synthesizer hätten ihren ganz eigenen Klang, eine Art Horror. Computer-Software arbeite zu sauber, habe keine Seele. Sie erzeugt als hübschen Nebeneffekt kein Brummen, kein Side-FX. Die Beats klingen nicht wie Hammerschläge auf einer Metallplatte. Insgesamt sind auf "People Like Gods" viele rohe und sparsam inszenierte Tracks zu finden. Diese bestechen gerade durch ihre Einfachheit, durch ihre Schnörkellosigkeit. Klassische Shout-Vocals werden von unterkühlten Samples abgelöst. Der Beat geht oftmals nach vorne, der typische Mitstampf-EBM-Beat eben. Für Pieter David und Bram Declercq ist die Musik eine Übersetzung ihrer verrückten Gedanken, ihrer alltäglichen Beobachtungen. Diese können politisch, aber auch emotional motiviert sein. Neben sehr eingängigen Songs, wie beispielsweise dem Titeltrack oder dem ohrwurmigen "You See Me", gibt es auch eine Reihe experimentell klingender Soundtüfteleien auf dem Album. Trotzdem bleibt ein großer Teil der Songs tanztauglich. Flashback, Coming End und Black Hole sind ganz eindeutig auf die Tanzflächen der Clubs ausgerichtet, während beispielsweise Chaosfield recht düster-melancholisch daher kommt.

Die Reihenfolge der Songs auf "People Like Gods" ist den beiden Belgiern sehr wichtig - daher gibt es auch keine einzelnen Anspieltipps. Mit der Gesamtkomposition wollen NTRSN den Hörer in ihre Welt ziehen. Das gelingt - nicht einmal zuckt der Finger über der Stopp-Taste. Das Werk überzeugt auf ganzer Linie. Im Moment arbeiten NTRSN schon an ihrer nächsten Platte - bleibt zu hoffen, dass sie nicht so lange auf sich warten lässt, wie das Debüt. Die Gründung der Band war nämlich schon 2001, doch erst neun Jahre später fanden die beiden ein belgisches Label, das ihre Platte veröffentlichen wollte. Sollte "White Tracks for Black Cover" jedoch auch nur halb so gut sein, wie das Debüt "People Like Gods" dürfte es kein Problem sein, die Platte bald zu veröffentlichen.



-Esther Mai-


 

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