Fenster schließen
 
07.05.2010
http://www.gaesteliste.de/review/show.html?_nr=10941
 
Julia A. Noack - 69.9

Julia A. Noack - 69.9
Timezone
Format: CD

Wenn man mal drüber nachdenkt, dann gibt es kaum Songwriterinnen aus Deutschland, die sich elegant und selbstverständlich auf englischsprachigem Terrain bewegen. Die Wahl-Berlinerin Julia A. Noack ist aber so eine. "69.9" ist erst ihr zweites Werk, doch bereits jetzt hat sie definitiv einen eigenen Stil gefunden. War das Debüt-Album "Piles & Pieces" eher noch ebendas - ein Haufen angesammelter Teile nämlich -, so überrascht "69.9" mit einer eigenen Vision und einem eigenen Sound. Da ist zunächst mal Julias Stimme, die eben nicht wie alle anderen Fräuleinwunders klingt. Das ist natürlich nicht ihr Verdienst, hilft aber, sich aus der Masse herauszuheben. Hinzu kommt, dass der Gesang hier klangtechnisch äußerst geschickt gehandhabt wurde und nahezu greifbar im Raum steht. Dann sind da Julias Texte, die ganz ohne die zuweilen ungelenken Klischees nicht muttersprachlicher Künstler auskommen - da steckt gewiss eine Menge Arbeit drin, die sich aber lohnte. Und letztlich überzeugt Julia hier als Songwriterin, die etwas wagt: Nämlich ausholende Melodiebögen und poppige Refrains, die eben NICHT aus Credibility-Gründen gebrochen oder verbogen werden, sondern schlicht ausgelebt werden. Auch die Arrangements (akustische Gitarren in Kombination mit Synthesizern / Keyboards) überzeugen im Wesentlichen. Das Bemühen, hier allerlei spontane Zufallsgeräusche mit einzubeziehen, wollen wir mal als "Kunst" verbuchen. Also: "69.9" ist eine selbstbewusste, runde, zugängliche Songwriter-Scheibe mit ganz eigenem Flair geworden. Wer jetzt zum Beispiel zu Sophie Hunger rennt - nur weil diese gerade in jedermann Munde ist - der könnte sich eigentlich auch mal mit Scheiben wie dieser beschäftigen.


-Ullrich Maurer-


 

Copyright © 2010 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de