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06.05.2011
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Oscar Peterson Trio - 1961 Cologne, Gürzenich Concert Hall

Oscar Peterson Trio - 1961 Cologne, Gürzenich Concert Hall
Jazzline/Delta
Format: CD

Oscar Peterson galt als einer der produktivsten und kommerziell erfolgreichsten (und gefälligsten) Piano-Virtuosen seiner Zunft. In der Reihe mit historischen Veröffentlichungen lange verschollener Live-Aufnahmen stellt dieser Mitschnitt von 1961 aus dem Kölner Gürzenich ein beredtes Beispiel für Petersons Kunst dar. 1961 war die Welt noch in Ordnung: Musik wurde ordentlich in E und U unterteilt und Jazz war U und gesellschaftlich noch nicht als Kulturgut wirklich verankert. Der übliche Musikbetrieb mit seiner heute gängigen Tour-Organisation steckte noch in den Kinderschuhen und so war es wichtig, dass Jazzgrößen, die hier Erfolg haben wollten, nicht zu abgehoben agierten, um größere Publikumsschichten erreichen zu können.

Peterson war sicherlich der Unterhaltungskünstler seines Fachs. Zwar spielte er - erst drei Jahre, nachdem er sich für ein Trio mit Drummer entschieden hatte, um größere Hallen bespielen zu können - gerne schnell und virtuos - aber niemals vertrackt, kompliziert oder unverständlich. Es perlte - bei aller musikalischen Spannung - alles hübsch gefällig daher, ohne dabei irgendwie den Eindruck der Beliebigkeit zu erwecken. (Bestes Beispiel hier ist die auf schlüssige Weise kreativ zerlegte Version von "My Funny Valentine".) In Sachen Zusammenspiel und Ergänzung war die Kombination Peterson, Brown, Thigpen unschlagbar und später sollte Peterson dieses Level auch nicht mehr erreichen. Man erlebt hier die Musiker auf dem Zenith ihres Schaffens und nimmt dabei sogar Petersons Unart, im aufgeregten Zustand seine Läufe nonverbal mitzusingen und zu kommentieren, in Kauf. Klanglich kommt dieses Album übrigens transparenter und räumlicher rüber, als so mancher HiFi-Mitschnitt aus unserer Zeit. Zeitgleich erscheinen auf demselben Label weitere Gürzenich-Mitschnitte aus dieser Zeit (etwa jener des Modern Jazz Quartett von 1957), die eine ähnliche, weit über den kuratorischen Gedanken hinausgehende Qualität besitzen und diese Reihe zu einem lebendigen Zeit-Zeugnis gedeihen lassen.



-Ullrich Maurer-


 

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