In diesem Sommer erfreute der Kanadier Dan Mangan bereits zum wiederholten Male die Festivalbesucher mit seinen begeisternden Live-Auftritten. Alle, die dabei gewesen waren, fragten sich, wieso der Mann hierzulande keinen Label-Deal hat, obwohl er in seiner Heimat bereits mehrere Tonträger auf dem Buckel hat. Das ändert sich zum Glück mit dieser Veröffentlichung. "Oh Fortune" ist ein feinsinniges Indiepop-Werk mit großer Geste, das irgendwie erhaben daherkommt und mit ausgeklügelt konstruierten und verschachtelten Songs beeindruckt, die tatsächlich ein wenig in die Richtung der Labelkollegen von Konstantin Groppers Get Well Soon geht. Oder anders ausgedrückt: Die Scheibe hat nicht viel zu tun mit den Live-Konzerten, die Mangan und seine Band im Sommer gegeben haben.

Wem also etwa die hochenergischen, rockigen, schweißtreibenden, gitarrenorientierten Versionen mochte, die Dan und seine Jungs für gewöhnlich live darbieten, der wird von dieser Scheibe gewissermaßen ernüchtert sein - obwohl doch so einiges für sie spricht. Denn erstens ist Mangan ein intelligenter Klasse-Songwriter und emotionaler Performer und zweitens löst er sich mit der hier vorgeführten Klangästhetik (bei der es wesentlich atmosphärischer zugeht als live und bei der insbesondere seinem Trompeter und Klangtüftler Alex Cannon breiter Raum gegeben wird) deutlich von der Americana-Schiene, in die er dem Ohrenschein nach abzudriften drohte, was ja durchaus lobenswert ist. Unvoreingenommen betrachtet ist "Oh Fortune" schon ein edles Kleinkunstwerk. Man sollte es bloß nicht als Spiegel von Mangans Live-Performances betrachten.