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13.01.2012
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Bill Wells - Lemondale

Bill Wells - Lemondale
Domino Records/GoodToGo
Format: CD

Ein wenig seltsam war der Schotte Bill Wells immer schon. Seine neue CD bestätigt diesen Trend: "Lemondale" ist der Name einer japanischen Soap-Opera - von der Wells allerdings nur geträumt hat. Dafür ging er allerdings relativ konkret an die Sache ran: Das Album wurde an nur einem Tag in einem Tokyoter Studio aufgenommen. Mit Japan hatte es Wells ja schon seit seiner Zusammenarbeit "Gok" mit den Avantgardisten von Maher Shalal Hash Baz (bevor er zuletzt mit Aidan Moffat das versöhnlichere "Everythings Getting Older" einspielte). Tori Kudo, der Mastermind von Maher Shalal Hash Baz ist natürlich mit an Bord - ebenso viele japanische Gastmusiker (darunter einige Bläser und diverse Sängerinnen) und nicht zuletzt Jim O'Rourke - seines Zeichens auch ein Freund exzentrischen Gedankengutes und momentan in Tokyo ansässig. Das Ergebnis ist - nun ja - zumindest ungewöhnlich geworden. Mit Wells' eher verhaltenem Piano-Spiel als Anker entwickelt sich eine zuweilen recht orchestral anmutende Schein-Oper, bei der Wells' Sinn für Melodien, die japanische Vorliebe für kakophonischen Spielzeug-Pop, die erwähnten Bläser und O'Rourkes Gitarrenfrickeleien beinahe zueinander finden. Angesichts der Jam-Session-Bedingungen, des Zeitdruckes und des Problems der Verständigung mit Musikern, die das Material vorher ebenso wenig kannten wie Wells selbst, kam dabei dann allerdings doch noch ein erstaunlich rundes, zugängliches und spannendes Werk dabei heraus. So wahnsinnig wie "Gok" ist dieses Album jedenfalls nicht.


-Ullrich Maurer-


 

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