Die Band um Josh Haden - Sohn des Jazz-Giganten Charlie Haden und somit Mitglied des Haden-Kreativ-Pools - ist vor allen Dingen durch den Song "Spiritual" bekannt geworden - einfach deswegen, weil Josh hier ein ironiefreies, reinrassiges Spiritual verfasst hatte, das via Rick Rubin das Interesse Johnny Cashs erregte, der diesen Song coverte und ihn so zu einem Quasi-Standard in der Art von Cindy Laupers "Time After Time" machte. "Spiritual" ist aber auch tatsächlich der Song, der die Geisteshaltung der Band auch heute, anlässlich des Comebacks, das keines sein kann, da man sich niemals offiziell auflöste, noch am besten beschreibt. Das neue Material setzt nämlich nahtlos dort an, wo Haden & Co. niemals so richtig aufhörten. Auch wenn es heutzutage tatsächlich einige Stücke gibt, die aus dem Balladen-Modus, der Spain als Mitbegründer der Slowcore-Bewegung definierte, ausbrechen. Doch trotz erkennbarer Gitarrenriffs und ein wenig Power-Chording bleiben Spain doch Spain: Auch diesen Stücken haftet etwas Salbungsvolles, Gediegenes an. Haden ist ein Meister darin, persönlichen Schmerz auf eine fast neutrale Art auf eine spirituelle Ebene zu hieven, mit religiöser Bedeutungsschwere zu versehen und sich dabei gleichzeitig als Stoiker in sein Schicksal zu ergeben. Deswegen haben Spain-Nummern auch nie etwas Lamentöses - denn gejammert wird ja nicht. Wohl aber gibt es erhabene Momente, die hier besonders durch die gestaffelten Gesangsbeiträge, an denen Haden natürlich auch seine Schwestern beteiligte, ihre Wirkung entfalten. Wer Spain 1995 mochte wird das auch heute, 17 Jahre später tun.