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02.11.2012
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Patricia Kaas - Kaas chante Piaf

Patricia Kaas - Kaas chante Piaf
Richard Walter Entertainment/H'art
Format: CD

Die Messlatte für Piaf-Hommagen legte vor drei Jahren eine Frau fest, die sich diesbezüglich gar nicht aufgedrängt hatte: Ausgerechnet die Kanadierin Martha Wainwright machte mit "Sans fusils, ni souliers" deutlich, was in Sachen Piaf möglich ist - einfach indem die (scheinbar mühelos) die stimmliche Energie der Piaf emulierte und das Material durch eine kontemporäre Band-Inszenierung, die freilich dennoch dem Geist der Originale entsprach, in die Jetztzeit hievte. Patricia Kaas geht nun einen ganz anderen Weg.

Zusammen mit Abel Korzeniowski, einem polnischen Arrangeur, der bislang durch seine Arbeiten für orchestrale Film-Soundtracks in Erscheinung trat, und dem Royal Philharmonic Orchestra hievte sie das Piaf-Material auf ein vollkommen anders ausgerichtete Ebene. Mit gutem Grund: Patricia Kaas selbst räumt ein, dass ihre Stimme viel runder (und weniger kräftig) als die der Piaf sei und sie letztlich auch kein vergleichbar tragisches Leben gehabt hatte, wie "la môme". Des Weiteren ist diese CD auch nur Teil eines größeren Projektes, mittels dessen die Kaas das Thema in Form einer multimedialen Show auf die Bühnen dieser Welt bringen will. Und dass Patricia Kaas die große Geste und die hierfür notwendige Theatralik liebt, hat sie mit ihren bisherigen Arbeiten ja bereits deutlich gemacht.

Das Ergebnis ist nun eher so eine Art idealisierter, musikalischer Traum über die Piaf. Die Arrangements Korzeniowski bewegen sich tatsächlich des Öfteren auf Soundtrack-Niveau - etwa mit Ouvertüren, Intermezzi, Instrumentals und jeder Menge (zum Teil operettenhaftem) Drama. Dafür gibt es tatsächlich kaum Bestrebungen, Energie oder Rhythmik mit dem Orchester zu emulieren - meist sind es transparente Klangwolken, in denen sich alles abspielt. Stattdessen traumwandelt die Kaas wie eine Schauspielerin durch die Chansons (wobei sie, wie Martha Wainwright auch - eine sehr subjektive Mischung aus bekannten und weniger bekannten Nummern wählte) und unterwirft sich dem Material in Abhängigkeit von den Arrangements. Und diese lassen selbst dann die Nummern in einem ganz anderen Licht erscheinen, wenn die zugrunde liegenden Melodien noch deutlich erkennbar sind. So hat man dieses Material einfach noch nicht gehört - auch nicht eingedenk der Tatsache, dass die Piaf selbst zuweilen auch mit einem Orchester aufnahm.



-Ullrich Maurer-



Surfempfehlung:
www.patriciakaas.net
 

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