So richtig einfach ist das alles nicht: Melissa Greener lebt in Nashville, ist aber in Detroit (= Motown) aufgewachsen, hat Kanada mit einem Fahrrad bereist, die Alpen und den Himalaya überquert und in China gelebt - ihre musikalische Ausbildung jedoch in Austin, Texas, genossen. Allerdings schreibt die vielgereiste Frau klassische Songs in der Tradition des Village-Folks (also im Stil der ganz großen des Genres), die stark von romantischen Dichtern beeinflusst sind, präsentiert diese aber mit einem gewissen Westcoast-Feeling und einer spürbaren Prise Soul. Und wem das alles noch nicht genügt, dem sei gesagt, dass Melissa eine dunkle Hautfarbe und eine Stimme wie Aimee Mann hat. Davon mal abgesehen heißt das nicht, dass man all diese Wurzeln musikalisch in der Musik Melissas wiederfindet. Es ist nur so, dass sich die Gute mit großartigem Songmaterial, einem instinktiven Gespür für Melodien und gewissen stilistischen Freiheiten fern hält von Americana-Klischees, die sich angesichts ihrer Herkunft aufdrängten. "Transistor Corazón" (="Transistorenherz") ist Melissas drittes Album und zeigt eine megacoole, souveräne Songwriterin mit einer erfrischend eigenständigen Vision und jeder Menge musikalischer Neugier in der Hinterhand.