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07.08.2015
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Iris DeMent - The Trackless Woods

Iris DeMent - The Trackless Woods
Yep Roc/Cargo
Format: CD

Manchmal entsteht Großes eher aus einem Zufall heraus: Als Iris DeMent interessehalber ein Buch las mit einem Gedicht der russischen Poetin Anna Akhmatova, das ihr ein wohlmeinender Freund geliehen hatte - und fand auf diesem Wege eine Seelenverwandschaft, die sie ihrerseits als Auftrag auffasste, das Gelesene in das Medium Musik zu übertragen. Inspiriert von den Worten Akhmatovas entstand so ein Projekt, das sich musikalisch weit von dem entfernte, was man von der Americana-Songwriterin DeMent bislang so gewohnt war. In der Tat erinnert das subtil mit Piano und Streichern arrangierte Szenario an die selige Zeit vor der Blüte der populären Musik insbesondere in den USA. Auch klingen die als akustische Lesungen aufbereiteten, melancholisch/balladesken Stücke nicht typisch amerikanisch. Das hat einen ganz einfachen Grund: Iris und ihr Gatte adoptierten eine russische Stieftochter und Iris versuchte mit diesem Projekt, für ihre Tochter die Ästhetik des amerikanischen Folk mit der Schwermut der russischen Seele zu verquicken - nicht zuletzt auch mittels Akhmatovs Worten, die sie von Babette Deutsch und Lyn Coffin ins Englische übersetzen ließ. Letztlich funktioniert und fasziniert das Ganze gerade deswegen besonders gut. Auch aus dem Grund heraus, weil es solche kreativen Prozesse ja nun nicht allzu oft gibt.


-Ullrich Maurer-


 

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