"Palomino" ist erst das zweite Album des Londoner Quintetts Treetop Flyers - aber es klingt, als wäre es das Produkt einer seit Jahrzehnten tätigen Formation. Das mag damit zusammen hängen, dass die Band eine turbulente Phase durchlebte, in der viele nahe und entfernte Freunde und Verwandte verloren gingen und das Projekt am Rande des Auseinanderbrechens stand. Ergo kommt das neue Material, das von Frontmann Reid Morrison und seinen Musikern selbst produziert wurde, mit einer eher nachdenklichen und zum Teil auch düsteren Note daher. Kein Wunder, denn die Band nutzte die Gelegenheit, sich mit den Arbeiten am neuen Material quasi selbst zu therapieren und das Thema "Verlust" sich so in diversen episch angelegten Nummern zu manifestieren.

Musikalisch macht sich das indes weniger bemerkbar als inhaltlich - vermutlich auch deswegen, weil sich die Flyers mit dem ausgesuchten Setting am klassischen Westcoast- und Southern-Rock-Sound der 70s orientieren und somit musikalisch überhaupt nicht deutlich wird, dass hier eine englische Band am Werk ist. Mit spannenden Gitarrenduellen, folkigen Balladen und sorgsam arrangierten Harmonie-Vocals erinnern die Treetop Flyers an eine Zeit, in der diese Art von Musik tatsächlich noch eher unschuldig und verspielt als clever und kalkuliert rüberkam - und können dabei glaubhaft vermitteln, dass sie es selbst ernst damit meinen.