Eigentlich liegt es ja auf der Hand: Da sich hierzulande doch so viele Liedermacher mit der deutschen Sprache dergestalt schwer tun, dass sie lieber gleich auf Englisch singen, wäre es doch im Zweifel vernünftig, sich auf jene Dichter (und Denker) zu verlassen, die in weiten Teilen die Reputation unseres kulturellen Erbes bestimmen. Obwohl die Leipziger Songwriterin Nadine Marina Schmidt bereits auf zwei eigenen Scheiben bewiesen hat, dass sie selbst durchaus in der Lage ist, Poetisches in Liedform zu gießen, wagt sie dennoch auf ihrer dritten Scheibe nun diesen Schritt und arbeitet mit Gedichten von u.a. Mörike, Rilke oder Ringelnatz - verwendet aber auch Material wie z.B. Sophie Scholls letzten Brief, eine Übersetzung nach Oscar Wilde oder auch den eigenen Text "Aluna - Meine Mutter war ein Flüchtling".

So weit, so gut - zu kritisieren gibt es da ergo schon mal nix. Und musikalisch gibt sie sich mit ihrer Band "Frühmorgens am Meer" unendlich viel Mühe, nicht nur (akustisch ausgerichtete), edle und betont abwechslungsreiche Settings für die angesprochene Lyrik zu finden, sondern auch immer wieder zu überraschen. Das Ganze spielt sich stilistisch ab in einem eher unbestimmten Graubereich zwischen Folk, Jazz, Chanson und ein wenig Latin Swing - aber auch gewissen (unelektrischen) Rock-Strukturen, in denen insbesondere atypisch platzierte Bläsersätze begeistern. So etwas bekommt zum Beispiel auch Sophie Hunger nicht besser hin (und die hat ja nach eigener Aussage ihre Vorbehalte gegen die deutsche Sprache).