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07.10.2016
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Springtime Carnivore - Midnight Room

Springtime Carnivore - Midnight Room
Autumn Tone/Indigo
Format: CD

Ihr erstes Album ließ sich Greta Morgan, die sich lieber Springtime Carnivore nennt, von ihrem Kollegen Richard Swift produzieren - der es eigenartigerweise dermaßen übertrieb, dass das Debüt-Album geradezu in Effekten versank. Auf ihrem zweiten Album griff Greta nun stattdessen auf die Hilfe von Chris Coady zurück, der z.B. durch seine Arbeiten für Beach House auf sich aufmerksam machte und nun zu einem sehr viel ausgewogeneren Ergebnis kam - indem er nämlich Gretas zwar durchdringenden, aber angenehm temperierten und hochmelodischen Sirenengesang effektiv ins Zentrum des Geschehens stellt. Das zweite Album entstand in der Folge einer Trennungsgeschichte und der hier bezeichnete "Midnight Room" ist jener, in dem man nächtens desorientiert aufwacht, wenn man erstmals alleine lebt. Demzufolge haben insbesondere die - aus Collagen entstandenen - Lyrics dieses Mal auch irgendwie eine traumähnliche Qualität. Greta - die hier keineswegs konsequent auf die Trennungs-Details eingeht - scheint des Weiteren verstanden zu haben, dass sie hier mit textlichen Bausteinen und Klischees arbeitet, und konterkariert dieses durch einen subtilen Humor in der Aussage. Musikalisch überzeugt dieses Album durch eine Sammlung beeindruckend ausformulierter, melodischer, organischer Old-School-Indie-Pop-Songs mit teilweise hymnischen Melodiebögen.

Interessant ist des Weiteren noch, dass Greta - anders als viele Kolleginnen aus dem Songwriter-Sektor - auf die integrativen Möglichkeiten von Keyboard-Sounds setzt, die zumindest den Gitarren gleichwertig, oft aber diese sogar auf unaufdringliche Art dominierend eingesetzt werden. Dass Greta auf dem Cover gleich zwei Mal zu sehen ist, soll wohl nicht bedeuten, dass sie etwa schizophren geworden ist, sondern vielleicht andeuten, dass es hier mehrere Facetten ihrer selbst zu begutachten gibt. Mit diesem Album ist Greta Morgan jedenfalls ein großer Wurf gelungen, auf dem erfreulicherweise alle Fehler, die auf dem ersten Album gemacht wurden, erkannt und ausgemerzt wurden.



-Ullrich Maurer-


 

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