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23.02.2018
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Isolation Berlin - Vergifte dich

Isolation Berlin - Vergifte dich
Staatsakt/Caroline/Universal
Format: CD

Eigentlich sind Isolation Berlin ja in einem Klangkosmos zu Hause, der ganz stark nach den 70ern riecht. Doch egal, ob sie launige Spelunkenlieder wie "Serotonin" singen, bei denen Rio Reiser von der hintersten Ecke des Tresens grüßt, mit dem Titelstück vergangene Post-Punk-Tage und den Geist der seligen Television Personalities aufleben lassen oder bei der Akustikballade "Vergeben heißt nicht vergessen" sogar klassisches Liedermacher-Terrain streifen - bei aller Liebe für den Sound von gestern und vorgestern treffen Sänger/Texter Tobi Bamborschke und die Seinen trotzdem ziemlich mühelos den Zeitgeist, obwohl, oder gerade weil die Romantik bisweilen am Pfandflaschenautomat endet.

Zumeist etwas weniger ruppig-lärmig und eine Spur nachdenklicher, wenn nicht gar melancholischer als auf dem LP-Erstling "Und aus den Wolken tropft die Zeit " gießt die Band, die mit dem Titel der Sammlung ihrer frühen EPs ("Berliner Schule/Protopop") journalistenfreundlich gleich die passende Schublade für ihre Musik mitlieferte, hier erneut Weltschmerz in Töne und findet das Konkrete in der Abstraktion, ohne natürlich echte Antworten zu bieten. Sie in den Dunstkreis großer Dichter und Denker wie Heine oder Rilke zu rücken, ist natürlich zu hoch gegriffen, dennoch ist es durchaus kurzweilig, Isolation Berlin dabei zuzuhören, wie sie nach dem Sinn des Lebens fragen und es sich dort bequem machen, wo hierzulande in Indiehausen zwischen Element Of Crime und Tocotronic (wer sonst sollte einen Songtitel wie "Wenn ich eines hasse, dann mein Leben" inspiriert haben?) noch ein Plätzchen frei ist.



-Simon Mahler-



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