Bill Callahan - der alte Folky, charmante Chansonnier, Flamenco-Freund, Geschichtenerzähler, Hobby Jazzer und Country Crooner - hat mit dem ambitionierten 20-Track-Opus "Shepherd In A Sheepskin Vest" aber wirklich ein schönes, akustisches Meisterwerk hingebastelt. Und das, ohne die vorgenannten musikalischen Referenzen tatsächlich ernsthaft zu bedienen. Es ist nur so, dass sich Callahan auf dem neuen Werk auf eine Weise ausdrückt, die der Indie-Darling bislang in dieser Konsequenz noch nicht widmete. Das geht einher mit dem Umstand, dass Callahan inzwischen ein gut situierter Familienvater ist, der mit diesem Werk erstmals eine unverhohlen autobiographische Scheibe hinlegte. Das macht den großen musikalischen Stoiker offensichtlich noch gelassener, als das seine bisherigen Alben eh schon nahe gelegt hätten.

Obwohl das Setting im Prinzip der akustische Folksong mit den o.a. Zutaten ist, überdachte Bill Callahan gerade auf diesem Album sein bisheriges Prinzip, die Musik und den Inhalt möglichst unauffällig ins Nichts zu verdichten und arbeitete stattdessen mit vielen schönen Arrangements-Details, intelligent formulierten und wirklich gelungenen Harmoniewechseln, melodischen Ideen und vergleichsweise vielen Worten, die er in (für seine Verhältnisse) geradezu redseliger Manier an den Hörer heranträgt. Das übrigens ohne die übliche transparente Callahansche Ästhetik zu brechen, denn da wirkt - trotz der zur Schau gestellten Vielseitigkeit - nichts opulent, erdrückend oder gar redundant. Und das mit Songs, die oft im U3-Minuten-Format daherkommen (was bei 20 Tracks ja auch erklärlich wird). Bill Callahan - die entspannte musikalische Quasselstrippe! Wer hätte wohl gedacht, dass wir so etwas einmal erleben dürften?