Die Belgierin Chantal Acda hat offensichtlich überhaupt keine Lust, irgendwelche Erwartungshaltungen (vielleicht nicht mal die eigenen) zu erfüllen. Nachdem sie sich zuletzt an Ambient-Songwriterei und Jazz versucht hatte, geht es dieses Mal um den Klang der Stimme. Nicht notwendigerweise allerdings den Gesang. Denn gesungen wird auf dem neuen Album recht wenig - auch wenn es um die verschiedenen Facetten der menschlichen Stimme geht. Das Material spielte Chantal mit dem Nederlands Kamerkoor NXT, dem isländischen Klangmaler Valgeir Sirgudsson und unter anderem Stef Kamil Carlens als Co-Produzenten ein - legte aber großen Wert darauf, dass es bei dieser Produktion weniger um Musik, sondern um ein Statement geht. In avantgardistische, zeitlupenartige Klangwolken eingebettet versteht sich Chantal hier als Forscherin in Sachen der (stimmlichen) Klangkunst, erzeugt eine hypnotische und liturgische Stimmung und will mit ihren teilweise hörspielartigen Installationen und lautmalerischen Effekten so zum Zuhören und Nachdenken anregen. Beides ist - je nach Gemütslage - auch gegeben. Diejenigen allerdings, die sich daran erinnern, dass Chantal auch schon mal als konventionelle Singer/Songwriterin unterwegs war, sollten nach diesen Aspekten auf dem neuen Werk am Besten gar nicht erst suchen.