Chris Rawlins lebt in Chicago - macht aber statt Blues, Post- oder MC-Rock klassisches, Folk-orientiertes Storytelling-Songwriting und kann zudem auf einen Jazz-Background zurückgreifen. Das ist aber kein Widerspruch, denn der Mann wuchs - zwar in Michigan - in der Provinz auf und hat von dort wohl seine bodenständige Natur mit in die Großstadt genommen. Das, was das von Steve Dawson (Dolly Varden) produzierte Debütalbum vor allen Dingen auszeichnet, ist weniger das Bestreben, auf musikalischer Ebene mit virtuosen Qualitäten zu überzeugen zu wollen, sondern Chris' Bemühen, seine detailreichen Story möglichst glaubwürdig und emotional an den Hörer heranzutragen, OHNE sich dabei in Männerschmerz-Klischees oder Standard-Banalitäten zu verstricken. Man hört Chris Rawlins' unaufgeregt relaxtem Vortrag einfach gerne zu, lässt sich von den Details, Bildern und Charakteren seiner Geschichten mitnehmen und erfreut sich daran, dass hier jemand ganz ohne Angst, Neurosen, Wut, Depression oder gar erhobenen Zeigefinger und belehrende Worte auskommt. Schön, dass Rawlins keinen anderen Anspruch hat, seine Stories an den Zuhörer heranzutragen.