Der Isländer Asgeir bewahrt sich seine Identität schon alleine dadurch, dass er seine Tonträger zunächst in einer isländischen Version veröffentlicht, bevor dann eine internationalisierte, englische folgt. Dabei verrieten alleine seine Idiosynkrasien deutlich, woher der Mann kommt. Denn in der klassischen Tradition seiner Heimat ist seine Musik von einer fast schon liturgischen Stimmung durchzogen, die sich insbesondere durch seinen Falsettgesang und die von ihm bevorzugten schwermütigen, nordischen Harmoniefolgen manifestieren. Will meinen: Atmosphäre und Stimmung sind bei Asgeirs Wirken mindestens so wichtig wie die musikalische Struktur, die Arrangements oder die Geschichten, die er zu erzählen hat. Dass die neuen Songs in einer winterlichen Hütte entstanden, mag man gerne glauben. Dass hingegen Asgeir angetreten war, eine möglichst geradlinige, simple Scheibe zu fabrizieren, lässt sich nicht erahnen. Denn gerade durch die Komplexität und geradezu wagemutige Freistiligkeit - die vom sanften Folksong über den ambitionierten Prog-Rock bis hin zur Dubstep-Elektronika reicht - gefällt dieses Album. Dass Asgeir sein Material mit der notwendigen Inbrunst und emotionalen Tiefe vorträgt, ist dann Ehrensache.