Es fällt auch auf dem achten Album immer noch nicht so ganz einfach, das, was das kanadische Kleinorchester The Dears macht, in kategorische Schubladen zu packen. Nur so viel: Um eine Reggae-Scheibe handelt es sich trotz des assoziativen Titels nicht. Stattdessen beschäftigen sich Murray Lightburn, seine Frau Natalia Yanchak und ihre mittlerweile nur noch drei Musiker auf dem neuen Album mit einem ähnlichen Thema wie auf ihrer Durchbruch-Album "No Cities Left" von 2003: Dem imminenten Weltuntergang. Der Unterschied von damals zu heute ist die Perspektive. Damals wusste man - so Lightburn - nicht so recht, wie es weitergehen solle, heute ginge es mit klarer Sicht in die Katastrophe.

Freilich sind die Dears keine Kinder der Traurigkeit und blasen deswegen auch kein musikalisches Trübsal: "Lovers Rock" ist eine operettenhafte, plüschige und musikalisch ziemlich aufregende Tour de Force in Sachen Glam-Rock, Psychedelia und erdigem Art-Pop, bei dem nun wirklich alle Hemmungen fallen gelassen werden und der Hörer mit orchestraler Gewalt, mit käsigen Synthies, Disco-Dekadenz, Mellotron-Wolken und Easy-Listening-Appeal zugedröhnt wird. Das steht in einem schwelgerischen Kontrast zu den zuweilen regelrecht desolaten Inhalten der Songtexte und Titel. Kurzum: Die Apokalypse hat sich schon lange nicht mehr so hübsch und unterhaltsam angekündigt.