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02.09.2002
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Amy Ray - Stag

Amy Ray - Stag
Daemon/Indigo
Format: CD

Amy Ray ist natürlich die eine Hälfte der Indigo Girls. Diese Scheibe hat aber musikalisch überhaupt nichts mit den eher lyrischen, folkorientierten Indigo-Songs zu tun. Amy Ray hat sich mit ihrem Label Daemon Records, auf dem sie vornehmlich Bands aus der Punk- und Riot-Grrrl-Szene unterstützte, neben den Indigo Girls stets auch ein Hintertürchen für ihre Independent Roots offengehalten. Im Laufe der Jahre sammelte sich eigenes Songmaterial an, welches nicht so recht zu dem der Indigo Girls passen mochte, und so entschloss sich Amy dann, diese Songs mit allerlei befreundeten Bands und Künstlerinnen aus der Szene aufzunehmen. The Butchies (vormals Team Dresch), Josephine Wiggs, Kate Schellenbach, Kelly Hogan und Joan Jett sind nur einige der Namen, die auf dieser Scheibe wie selbstverständlich auftauchen. Geschickt nutzt Amy dabei die jeweiligen Stärken ihrer Kombatantinnen. Der Sound ist rauh - irgendwo zwischen Neil Young und purem Punk - die Texte sind ehrlich, offen, schmutzig und behandeln die Themen, die Amy nahegehen: Musik-Biz, Gechlechter-Rollen, die eigenen Unzulänglichkeiten usw. Herausgekommen ist dabei eine Scheibe wie ein Orkan: Amy meint zwar bescheiden, dass dies nur ein paar hingehauene Drei-Minuten-Songs seien, aber es ist viel mehr. Es ist quasi ein Berfreiungsschlag, der das starre Indigo Girls Konzept zertrümmert und Amy Ray als wütende Gitarrenheldin zeigt. Neben der unbändigen Energie und dem powervollen Sound, die viele der Tracks vorantreibt, gibt es en passant auch musikalische Offenbarungen wie z.B. innovative Drumbreaks mit Glockenspiel, effektvoll eingesetzte Punk-Mandolinen oder punktgenaue Harmoniechöre. "Stag" ist ein unerwartetes Meisterwerk aus einer Ecke, aus der man es nicht unbedingt erwartet hätte - was es um so schöner macht.


-Ullrich Maurer-


 

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