Moment mal, Willy DeVille, war das nicht der Typ mit den Diamanten in den Frontschneidezähnen, der bei der Rockpalast-Nacht vom Oktober '81 so eher gar nicht beim Publikum rüberkam? Stimmt genauestens, aber was der hier vorliegende Doppeldecker zu bieten hat, lädt dazu ein - oder zwingt sogar dazu -, liebgewordene alte Vorurteile zu überprüfen und hernach still zu verbuddeln. This is fuckin' Blues'n Boogie, Man!

Ohne Ende groovend, stoßend und "rollin'" wie ein Vince Weber schiebt uns Pianist Seth Farber in diese Songs hinein, Bassist David Keyes legt ein knarzend-"walkendes" Fundament darunter, auf dem Willy mit unverwechselbarer, aber nach Waites-schem Vorbild heute viel whiskeygetränkter klingender Stimme, (Slide-)Akustikgitarre, Dobro und Bluesharp die Farbtupfer auf Kompositionen wie "Spanish Harlem" und "Hound Dog" (Leiber/Stoller), "That Is The Way To Make A Broken Heart" (grandios, stammt aber auch vom sehr großen John Hiatt), "Junker's Blues" (C.J. Dupree), "I'm So Blue" (J.L. Lewis), "Keep A Knockin'" (Li'l Richard), "Rambling On My Mind" (Robert Johnson), "Billy The Kid" (from His Bobness, hier in einer wirklich tierischen Version), aber durchaus auch prächtige Free Willy-Eigenkompositionen wie "Steady Drivin' Man", "Storybook Love" oder Night Falls" setzen kann. Und einen Schlagzeuger vermißt man aufgrund des durchgehenden Monstergrooves zu keinem Moment, im Gegenteil. Formidabel!

CD 1 bringts auf muntere 65 Minuten und langweilt wirklich keine Sekunde davon, CD 2 knausert mit 57 Minuten auch nicht gerade und bezaubert zusätzlich mit neun Songs der Willy-Band schon seit Rockpalast-Tagen, Mink DeVille. Elvis may just have left the building, but Willy DeVille is here to stay...