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10.02.2003
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Massive Attack - 100th Window

Massive Attack - 100th Window
Virgin/EMI
Format: CD

Es war sicherlich nicht die leichteste Geburt und auch die verwandtschaftlichen Relationen sind seit längerem in fortlaufender Bewegung. Grant "Daddy Gee" Marshal geht in den wohlverdienten Erziehungsurlaub und ist auf der Suche nach neuen Lebensufern. Wer oder was ist also das, was sich aktuell hinter der Haustür Massive Attack verbirgt? Zunächst einmal wohnt dort ziemlich alleine Robert Del Naja aka "3D". Als zeitweiliges Familienmitglied darf sich zudem "Mezzanine"-Co-Produzent Neil Davidge mit an den Küchentisch gesellen.

Es ist, vorweggenommen, eine eher passive Attacke, die den Hörer streift. Wenig Bewegung zugunsten gut abgehangenem Gleichmut, der allerdings nicht mit Teilnahmslosigkeit zu verwechseln sei. "Mezzanine" mit seinen fast tragikkomischen Ausflügen in die harte Gitarrenwelt ist Geschichte. Man ist geneigt, aus dem spontanen Durchatmen in eine freudige Hyperventilation zu verfallen. Alte Bekannte begegnen uns wieder. Der eine (Horace Andy) an gewohnten Platz, die andere (Sinead O'Connor) wie aus der Versenkung aufgetaucht und gleich auf drei Tracks (inklusive der ersten Single "Special Cases") vertreten. Die für female angryness und Emotionen stehende Quotenfrau besticht in der Tat aber durch eine unaustauschbare Stimme, die den ausgebreiteten Songs einen angenehm spröden Charme verleiht.

Das Album rollt gemächlich vor sich hin. Die meisten der neun Tracks haben "Überlänge" und beginnen mit Rhythmen, wie man sie aus Zeiten von "Blue Lines" und "Protection" nur zu gut und gerne kennt. Orientalische Streicher tauchen auf und wieder ab, verleihen dem elementaren elektronischen Klangteppich raue Flügel. Das eine oder andere (gewollte) akustische Deja-Vu ist nicht zu überhören. Never change the winning sound? Fakt ist: Massive Attack erfinden sich nicht neu, sondern kehren zu den Anfängen zurück. Das gelingt auf diesem Album noch zumeist gut. Ob die Familienerde auch in Zukunft noch fruchtbar bleibt oder schon langsam zu versanden beginnt, wird sich zeigen.



-Michael Kellenbenz-




Hinweis:
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