Um es gleich vorweg zu nehmen: "Think Tank" ist ein verdammt großartiges Album! Jeglicher Einspruch wird abgewiesen. Dass es so gut werden würde, daran hatten viele ihre Zweifel, denn schließlich ist mit Graham Coxon der Gitarrist und musikalische Gegenpol zu Damon Albarn letztes Jahr aus der Band ausgestiegen. Viele Gerüchte haben die Runde gemacht, Norman Cook aka Fatboy Slim kam in's Gespräch, und irgendwie erwartete jeder, dass Damons Gorillaz- und Welt-Musik-Trip (Mali Music) komplett Einzug in die Musik von Blur halten würde - weit gefehlt. Er hat aus den Trips das Beste mitgenommen, Norman Cook hat letztendlich nur bei zwei Tracks ("Crazy Beat", "Gene By Gene") mitgemischt, ebenso William Orbit auf "Sweet Song". Ansonsten ist es Blur Mark II. Den vakanten Gitarren-Part haben größtenteils Samples, Loops, sonstige seltsame Effekte oder ein Orchester aus Marakesh eingenommen (den einzig verbliebenen Beitrag von Graham Coxon findet man in der letzten Nummer "Battery In Your Leg" wieder, einer wunderschönen Ballade) - und es funktioniert! Und warum? Weil sich Damon, Alex und Dave einen Dreck darum kümmern, was andere davon halten könnten und einfach das umgesetzt haben, was sie wollten. Die unwiderstehlichen Melodien, die Blur in der Vergangenheit ausgemacht haben, sind nach wie vor in der Musik, man muss diesmal vielleicht nur ein wenig mehr darauf achten, weil sich der klangliche Horizont der Band inzwischen so weit vergrößert hat, dass es hier neben der Melodie eine Menge anderer netter Kleinigkeiten zu entdecken gibt. Blur haben das einzig Richtige getan - nach "13" sind sie nicht einfach weitergegangen, sondern sie haben den richtigen Schritt zur Seite gemacht.