Eine Tony Joe White-Scheibe ist eigentlich wie jede andere Tony Joe White-Scheibe auch. D.h.: Alle Fans werden begeistert sein, und alle anderen werden mit den Schultern zucken. Dabei muss man dem Altmeister zu Gute halten, dass er auch nach einer 30-jährigen Karriere immer noch eine ungestüme Energie an den Tag legt, die vielen seiner Altersgenossen einfach abgeht. Das meint nicht, dass sich der Meister in Up-Tempo Nummern ergeht, sondern dass seine Songs stets Druck haben, seine Gitarrenriffs schneidende Schärfe und seine grollende Stimme stets auch ein wenig bedrohlich klingt. Außerdem macht White nicht den Fehler vieler Kollegen, sich ganz auf die Versatzstücke des Blues-Rock zu verlassen, sondern variiert immer wieder - etwa durch akustische Einschübe, oder - wie in diesem Fall - mit einer gehörigen Portion Swamp-Groove. (Das Album wurde im tiefen Süden von Louisiana aufgenommen). Dass diese Art musikalischer Vergangenheitsbewältigung (denn dieses Album führt TJW zurück zu seinen Wurzeln) bestens funktioniert, zeigte z.B. auch seine letzte Tour, auf der er den begeisterten Fans Autogramme schreiben musste, bis die Hände lahm wurden. Wie gesagt: Den Fans.