Auch eine schöne Art erwachsen zu werden! Als die Norwegerin Lene Marlin - so mit 17 / 18 - ihr Debütalbum herausbrachte, rechnete wohl niemand (schon gar nicht sie selbst) damit, dass dieses auch gleich einschlagen würde wie eine Bombe. Ohne großen Aufhebens wurde sie damals mit ihren pflegeleichten Popsongs gleich auf der Bravo-Popcorn-Bäckerblume Schiene vereinnahmt. So was macht man entweder widerspruchslos mit und endet als Wegwerf-Pop-Idol für 15 Minuten oder man erbittet sich eine Auszeit. Für letzteres entschied sich Lene - mit Recht und richtig. Denn: Schon auf dem Debütalbum hatten ihre - nun ja - pflegeleichten Popsongs eigentlich mehr Substanz als das, was man letztendlich zu hören bekam. Denn dass die Songs so pflegeleicht waren, lag schlicht an der allzuglatten Produktion. Dieses Mal entschied sich Frau Marlin für Mike Hedges (U2 etc.) und bat sich so etwas wie "kreative Kontrolle" aus. Und sie spielte die Songs mit einer Band ein. Beides machte sich bezahlt, auch wenn nicht gleich eine Rockscheibe dabei heraussprang. Denn die neue CD ist - im Vergleich zur plakativen ersten - sehr viel subtiler und vielschichtiger geraten. Da Lene sehr schön, aber unaffektiert - fast schüchtern - singt (etwa so wie eine junge Dolores O'Riordan) und auch keine wirklich harten Sachen passieren, ist das Werk immer noch leicht zugänglich. Aber eben auch abwechslungsreich, ein wenig düster, ein bisschen wavig und mit Liebe zum Detail, ja beinahe verspielt inszeniert. Lene schreibt immer noch simple Pop-Songs - was aber in dem Fall dann ein Plus ist, aber jetzt erkennt man deren Feinheiten die Zwischentöne und das Herz darin.