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27.10.2003
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Machine Head - Through The Ashes Of Empires

Machine Head - Through The Ashes Of Empires
Roadrunner Records
Format: CD

Wir alle können sie noch ganz deutlich vor unserem geistigen Auge sehen, die beiden brennenden Zwillingstürme des World Trade Centers, die am 11. September vor rund zwei Jahren Ziel eines bis dahin noch nie dagewesenen Terroranschlags mittels zweier gekaperter Flugzeuge wurden. Ein schwerer Schlag, der in den foldenden Wochen die Medien beherrschte und die gesamte westliche Welt in ihren Grundfesten erschütterte. Fortan wurde in der Unterhaltungsindustrie für einen gewissen Zeitraum alles verbannt, was in irgendeiner Weise gewaltverherrlichend wirkte. Auch die Bay-Area-Thrasher von Machine Head bekamen diesen neuen medialen Schmusekurs zu spüren. Denn gerade zum Zeitpunkt des WTC-Angriffs wurde ihr letztes Studio-Album "Supercharger" veröffentlicht, ein gewohnt vor Aggression und Wut strotzendes Werk, das man nach den Geschehnissen des 11. Septembers aus Pietätsgründen nicht ordentlich promoten durfte. Der zerstörerische Video-Clip zur ersten Single "Crashing Around You" wurde ebenfalls aus dem TV-Programm genommen, weil er eine in Flammen stehende Skyline zeigt. Folglich floppte die Scheibe auf ganzer Linie.

"Through The Ashes Of Empires", das nun mehr fünfte Album von Machine Head, versucht den "Supercharger"-Komplex aufzuarbeiten und vergessen zu machen. Dabei setzen Shouter Rob Flynn und seine Mannen auf gänzlich untypische Elemente in ihren Songs. Die neuen Stücke orientieren sich wieder mehr am rohen Debütalbum "Burn My Eyes", zudem fallen sie sehr sperrig und widerspenstig aus (fast alle zehn Lieder sprengen die Fünf-Minuten-Grenze). Es ist nicht zu leugnen, die neue Platte überrascht mit Prog-Rock-Anleihen und epischen Tempi-Wechseln. Ein zäher Bastard ist den vier Amis da gelungen, der erstmals von Frontmann Rob im Alleingang an den Reglern produziert wurde. Der wahre Knüller aber kommt als Rausschmeißer ganz am Ende des Silberlings: Rob Flynn spielt bei der Nummer "Descend The Shades Of Night" eine sanfte Akustikgitarre. Alleine schon wegen diesem Song lohnt sich gewiss ein Besuch der im November anlaufenden Deutschland-Tour von Machine Head. Wer hätte nämlich schon nur davon zu träumen gewagt, dass in Brüllwürfel Rob Flynn auch ein nachdenklicher Singer / Songwriter steckt?



-Christian Hoffmann-


 

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