Nun ist es also doch geschehen: Die lange obskur gehandelten Aufnahmen, die Jimi Hendrix angeblich bei den Aufnahmen zu seiner zweiten CD "Axis: Bold As Love" - versuselt haben sollte, erblicken - zusammen mit einigen echten Schätzchen - das Licht der Welt. Dabei muss man hier in zwei Kategorien denken: Es gibt einerseits alternative Takes und Mixe von Stücken, die es auf "Axis" geschafft hatten - z.B. neben dem Titeltrack "Spanish Castle Magic", "Little Wing" oder "You've Got Me Floating" und andererseits echte Outtakes, die entweder für die LP nicht verwendet wurden, oder aber in der Zeitspanne der Aufnahmen entstanden. Dabei gibt es einige handfeste Überraschungen. Neben "Cat Talkin' To Me", bei dem Experience Drummer Mitch Mitchell singt, gibt es mehrere Tracks, bei denen als die Experience Jungs als Komponisten reüssieren. Einer dieser Tracks, "Dance" muss dabei als echte Garagen-Rock-Entdeckung gewertet werden. Die anderen Knüller sind der Hobo-Blues "Takin' Care Of No Business", in zwei Versionen, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob der Jimi nicht vielleicht einen Spaß macht und "Three Little Bears", wo Jimi sich erfolgreich als Reggae-Crossover-Act versucht. Daneben gibt es für Komplettisten unverzichtbare Alternative Takes so wie diverse Jam Sessions und auch ausgefeilte Instrumentals, bei denen viel experimentiert wird. (Auf zwei Tracks spielt Jimi Sitar). ABER: So lustig sich das jetzt alles anhören mag - angesichts dessen, was heutzutage soundtechnisch möglich ist, klingen einige der Aufnahmen (nicht alle übrigens!) doch ungebührlich schnürsenkelig und vor allen Dingen VERRAUSCHT. Vielleicht hätte man hier nicht am ordentlichen Mastering sparen sollen, denn so ist die Sache - zumindest vom audiophilen Gesichtspunkt her - äußerst bedenklich.