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26.01.2004
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Joss Stone - The Soul Sessions

Joss Stone - The Soul Sessions
S-Curve/Virgin
Format: CD

Wer "Soul" sagt und auch "Soul" meint (also weniger das, was heutzutage in den Charts zu finden ist), der blickt ja immer noch gerne mit verklärten Augen auf die späten 60s und die frühen 70s zurück. Da war die Welt noch in Ordnung, die Drumcomputer noch nicht erfunden, Samples bloße Muster ohne Wert und die Sänger respektable, meist umfangreiche Persönlichkeiten mit gewaltigen, beeindruckenden und eben seelenvollen Stimmen. Dazu gab's messerscharfe Rhythmusgruppen, auch mal knackige Bläser, fette Hammond Orgeln und wenig soundtechnischen Firlefanz. Genau solch eine altmodische Scheibe gibt's jetzt hier. Nicht nur das: Die Musik wurde von den Original-Veteranen jener Zeit eingespielt - also der Generation der Studiomusiker, die quasi das Erbe der Motown-Crew übernahmen. (Der bekannteste ist z.B. Timmy Thomas, dessen "Why Can't We Live Together" nun wirklich jeder kennt). So weit so gut. Etwas an dieser Scheibe ist indes eher ungewöhnlich - dass nämlich die eigentlich Protagonistin, Joss Stone, keineswegs eine ergraute Soul-Koryphäe, sondern ein 16-jähriges Mädel aus Dover (England) ist. Nicht, dass man das übrigens irgendwie heraushören könnte. Die Gnade der späten Geburt ist hier sogar von Vorteil. Denn während Joss unglaubliches Timbre ihr Alter betrügt und genau die richtige Temperatur für den Soul des Albums hat, ermöglicht die jugendliche Frische, der spürbare, unverbrauchte Enthusiasmus und die Unbefangenheit, mit der sie sich den Songs nähert, interessante Zwischentöne, die ansonsten kaum denkbar gewesen wären. Und noch etwas zeichnet diese Scheibe aus: Anstatt auf Nummer Sicher zu gehen, und bloß Hits oder Standards zu covern, ist die Songauswahl schon sehr eklektisch und beschränkt sich auf acht eher obskure Tracks von obskuren Künstlern (Ausnahme: Aretha Franklin & die Isley Bros.), die es auch nicht wirklich auf die vorderen Plätze der Charts schafften. Abgerundet wird das dann alles durch sehr eigenwillige Interpretation des Woodstock-Klassikers "I Had A Dream" von John Sebastian und "Fell In Love With A Boy" (ehemals "Girl") von den White Stripes. Und dass Joss auch selber Songs schreibt, kann sie ja noch auf ihrer zweiten Debüt-Scheibe unter Beweis stellen. Zeit genug hat sie ja. Alles was recht ist: Eine CD wie diese hat es schlicht noch nie gegeben. Joss Stone ist eine großartige Entdeckung!


-Ullrich Maurer-




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