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13.09.2004
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Elend - Sunwar The Dead

Elend - Sunwar The Dead
Prophecy
Format: CD

Vorsicht - E-Musik! Das österreichisch-französische Projekt Elend denkt in langen Zeiträumen: Mit dem Zyklus "Officium Tenebrarum" hatte man von '94 bis '98 über Anspruch und Format das Gothic-Genre bereits schlicht gesprengt. Verganges Jahr kam mit dem so vorzüglichen wie verstörenden "Winds Devouring Men" die Ankündigung einer diesmal fünfteilig zusammenhängenden Werkreihe über uns. Und hier ist nun deren zweiter Teil "Sunwar The Dead", das neben vielen anderem dazu eignet, allein der klassischen Musik verhafteten Oberlehrern (in Schule, Hochschule oder Bekanntschaft) den Zahn zu ziehen, außerhalb des Köchelverzeichnisses und des Bielefelderkataloges gäbe es keine hörenswerte Avantgarde.

Dass dies mit "Sunwar" noch viel besser gelingt, liegt vor allem daran, dass Iskandar Hasnawi, Sebastien Roland und Renaud Tschirmner hier erstmals ihre Vorstellungen mit komplettem symphonischem Ensemble sowie einem vielstimmigen Frauenchor verwirklichen (das 50-köpfige "Ensemble Orpique) konnte. Dabei tritt Elends Affinität zu Industrial und Musique Concrète (künstlerisch eingesetzte Natursounds) in den Hinter- und die Experimente mit freier Tonalität und Zwölftonmusik deutlich in den Vordergrund. Beispielsweise das Intro zum Album, "Cahomphalos", klingt mehr nach Gyöergy Ligetis "Lux Aeterna" (was der eine oder andere aus dem Soundtrack zu "2001" kennen wird), als nach Rockmusik. Diese Wände aus Frauenstimmen verbinde man noch diabolischen Harmonien der Streicher, mit hohepriesterhaft-beschwörendem männlichem Gesang à la Brendan Perry und Sounds wie auf Autodächern aufschlagenden Fröschen wie in "Magnolia" - und man hat eine Annäherung daran, wie die aktuellen Kopfgeburten von Elend klingen.

PS: Die u.a. Surf-Empfehlungen sind im Prinzip korrekt, aber derzeit leider teilweise down.



-Klaus Reckert-


 

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