Ein wenig befremdlich ist es natürlich schon, wenn eine Band mit dem Begriff "Nitty Gritty Dirt" im Namen eine Scheibe veröffentlicht, die reiner, klarer und herzensguter kaum sein könnte. Aber natürlich ist es nach fast 40 Jahren Bandhistorie müßig, sich über so etwas Gedanken zu machen. Was bleibt, ist die Musik. Und diese klingt auf dem ersten Studiowerk seit Jahren dann genau so, wie das Werk entstanden ist: Völlig relaxt im Herzen der Rocky Mountains und mit einem Ohr am Waldboden von Woody Creek haftend, einem kleinen Ort in der Nähe des Skiparadieses Aspen. Das, was John Hanna und seine vier Mitstreiter hier machen, ist klassische, bluegrass-orientierte Folkmusik ganz ohne böse Hintergedanken, getragen vom Gedanken, zusammen musizieren zu wollen und - dank des virtuosen Könnens aller Beteiligten - auch zeitlos gut. Dabei gibt es - trotz der Leichtigkeit und Routine, mit der die Sachen eingespielt wurden - auch immer wieder Überraschungen. Von denen die größte vielleicht die Erkenntnis ist, dass "Get Back" von den Beatles im tiefsten Inneren eine Bluegrass-Nummer ist. Jedenfalls bei der NGDB! Auch Gram Parsons "She" hat man schon mal schlechter gehört. Daneben wird das positive Gesamtbild durch eigene Kompositionen abgerundet, die sich aber nahtlos ins Klangbild einfügen. Hier kamen offensichtlich Leute zusammen, die niemandem mehr etwas beweisen müssen und die wohl auch nichts anderes wollten, als eine gute Zeit im Studio miteinander zu haben. Somit klingt das auch alles keineswegs verstaubt und altbacken, sondern - trotz der Rückbesinnung auf ursprüngliche Werte und Qualitäten - frisch, losgelöst und ungezwungen. "Woody Creek" ist ein bemerkenswertes und durchaus relevantes "Alterswerk" geworden.