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04.10.2004
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Tom Waits - Real Gone

Tom Waits - Real Gone
Anti/SPV
Format: CD

Wir amüsierten uns ja bereits über den Namen der neuen Tom Waits-Scheibe, den man auch mit "total abgefahren" übersetzen könnte. Das ist dieses Werk nämlich in der Tat! Inspiriert von den musikalischen Vorlieben seines Nachwuchses - Hip Hop und Scratching vornehmlich - kreierte Waits den "Cubist Funk" - seine ganz spezielle, hausgemachte Variante des Sprechgesangs, angereichert mit selbstfabrizierten Human-Beat-Box-Loops (ansonsten aber ohne Drums) und perkussivem musikalischen Gesprengsel, das sich natürlich jedweder genaueren Kategorisierung entzieht. Kaum auszudenken, was Leute wie Marc Ribot dieses Mal gedacht haben müssen, als Tom sie bat, "mal was dazu zu spielen". Manches schräg sitzende Gitarrenlick hört sich jedenfalls geradezu verstört an. Das kann aber auch Absicht sein, denn Tom sitzt ja auch immer ein Schalk im Nacken. Doch ganz so schlimm ist das alles letztlich auch wieder nicht. O.a. Soundgewitter bilden nämlich eher einen Rahmen innerhalb dessen der Meister zwar ordentlich poltert und grummelt, wenn es darauf ankommt aber auch den Streichelbär hervorkehrt und sich - wie z.B. bei "Sins Of My Father" bei einem 10-minütigem Ausflug ins Talkin'-Reggae-Blues-Genre (das er nebenbei auch erfindet) oder zum Schluss einer bloß von fließenden Gitarrenakkorden begreifenden klassischen Waits-Schattenseiten-Ballade. Moment mal: Zu einem klassischen Tom Waits hatte ja bislang auch immer ein Piano gehört, und das sucht man hier vergebens. Tom Waits macht es also immer noch Spaß, Erwartungshaltungen zu zerstören. Und so lange der Zuhörer dabei auch Spaß hat - so wie hier - gibt's da auch gar nix gegen einzuwenden.


-Ullrich Maurer-


 

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