Keine Angst, es geht nicht um Rainer Calmund und auch nicht um irgendwelche amerikanische Wrestling-Helden. Der Titel dieser Band wird sich eher an dem Song "Big Boss Man" von Jimmy Reed orientieren. Einen auf dicke Hose oder dickes Portemonnaie zu machen hat diese Band, die bereits seit 1998 zusammen auf der Bühne steht, nämlich gar nicht nötig.

Jeden Tag ein gutes Zitat. The winner takes it all, sagen sich Big Boss Man und legen auf ihrem zweiten Longplayer einen Stilmix mit Schweineorgel vor, der die Beine zucken macht. Quentin Tarantino kann sich die Kosten für den nächsten Soundtrack sparen und sollte einfach "Winner" während der Kinovorstellung auflegen. Funk, südamerikanische Rhythmen, Latin Soul, Pop, Rock ("Reach Out"), und zwischendrin immer wieder diese Hammondorgel, die Reminiszenzen an die gute alte Zeit mit Frank Will bei den Sternen weckt ("Tu as gaché mon talent ma cherie", "Oh My Gawd"). Überhaupt fühlt man sich einige Male angenehm an diese Vorzeigerocker der Hamburger Schule erinnert, auch wenn Big Boss Man nicht deutsch sondern englisch (oder eben französisch oder sogar spanisch) singen. Viele versuchen cool zu sein - Big Boss Man sind es einfach, ohne große Worte zu machen. Man höre "Fall In Fall Out", das in einer besseren Welt jeden Morgen im Radio gespielt werden würde, ebenso wie "Got It So Bad", das wohl als Hommage an Mr. Slowhand gemeint sein soll.

Noch dazu kann man zu "Winner" die ganze Nacht durchtanzen. Besonders die Instrumentalstücke sind hierzu geeignet. Das wird keine Sekunde lang langweilig oder mehr gewollt als gekonnt. Es stimmt die gewisse Portion Sophistication und der Humor, die es braucht, um jene Lässigkeit zu generieren, mit der sich diese Jungs präsentieren. Man kann sich vorstellen, dass die live für Kreischorgien sorgen. Macht einfach Spaß, diese Platte.