Neue Frisuren, Bärte und mehr Haare - das sei das, was den Unterschied zum Debütalbum "Melody A.M." ausmache, meint Torbjorn Brundtland - neben Sven Berge der andere Teil des Elektronik-Duos Röyksopp aus Bergen. Dass das eher Understatement ist, versteht sich fast von selbst. Mit "The Understanding" marschieren Röyksopp munter in alle Richtungen gleichzeitig los - und schaffen dabei einen erstaunlichen Spagat: Die Musik ist gleichermaßen für Discos auf Ibiza wie etwa Vernissagen in London, Filmvorführungen in Paris oder Live-Auftritte auf deutschen Festivalbühnen geeignet. Natürlich nicht alles und jedes Stück, aber jeweils einige. Und das, obwohl Röyksopp doch so etwas wie einen roten Faden hinbekommen. Das Stilspektrum reicht von bombastischen Hymnen wie dem treffend bezeichneten Instrumental-Opener bis hin zum alternativen Dancepop-Wunder "What Else Is There" mit Gast-Vocals von Kate Dreijer. Dazwischen finden sich dann musikalische Lutfballons wie "Only This Moment", die tatsächlich für jedes Radioformat und jede Schunkel-Disco geeignet sind (und das übrigens, obwohl die Umsetzung noch ziemlich rauh und lebendig geraten ist). In diesem Sinne ist "The Understanding" mehr so etwas wie ein musikalisches Gemälde mit vielen kleinen Details, an denen man sich als Betrachter erfreuen kann. Das spiegelt auch das apokalypitsch-surrealistische Covermotiv wider, das mit seinen pestmasketragenden Kapuzengestalten auf das gleichermaßen angelegte Doom-Epos "Tristesse Globale" verweist, welches die Scheibe ebenso unberechenbar beschließt, wie sie begonnen hatte. Röyksopp, das sind heute mehr denn je musikalische Abenteurer und Piraten, von deren Art wir ruhig ein paar mehr gebrauchen könnten.