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20.01.2006
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Jackie-O Motherfucker - Flags Of The Sacred Harp

Jackie-O Motherfucker - Flags Of The Sacred Harp
All Tomorrow's Parties/Rough Trade
Format: CD

Was sich nach einer Death-Metal-Band anhört, ist eine Combo aus Portland, die sich bereits seit zwölf Jahren auf den Gebieten Folk / Jazz / Electronica austobt. Mit ihrem ersten Album seit drei Jahren (ihrem fünften insgesamt) unternehmen JOMF (hier übrigens mit dem Devendra Banhart-Mitstreiter Adam Forkner an der Gitarre) dagegen einen Ausflug in meditative und religiöse Gefilde. Vordergründig handelt es sich bei "Flags Of The Sacred Harp" um psychedelischen Folk, mit Anleihen an den Blues und an das Songbook der Gospels. Tatsächlich beruhen die meisten der Stücke auf alten Traditionals oder sind adaptiert ("The Sacred Harp" ist der Name eines geistlichen Liederbuches aus dem 19. Jahrhundert). Mit nur sieben Stücken belegt man über 70 Minuten auf dem Tonträger, was bereits etwas über das Ausufernde der Kompositionen aussagt. Der Opener "Nice One" etwa beruht auf einem alten Indianer-Zyklus und ist womöglich schon der zugänglichste der auf dem Album enthaltenen Titel. "Flags Of The Sacred Harp" verlangt Geduld, Muße und möglichst die Freiheit von Drogen - bunte Farben sieht man bei diesen Tönen schon von ganz allein. Belohnt wird man aber nicht nur mit Bewusstseinserweiterungen, sondern mit im besten Sinne organischer Musik eines inspirierten Kollektivs.

Die Postproduktion übernahm Mark Bell von LFO, der seit Jahren Björk musikalisch begleitet und auch Bands wie Depeche Mode auf der Produktionsseite unterstützte. Trotz der bekannten Namen ist "Flags Of The Sacred Harp" aber ein ganz und gar unamerikanischer Quilt geworden. Und für jeden, der gerade dieses musikalische Amerika für unverzichtbar hält, ist das ein ganz weltlicher Segen. Am Ende trägt die Düsternis einen hauchdünnen Sieg über das göttliche Licht davon.



-Tina Manske-


 

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