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14.04.2006
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The Dresden Dolls - Yes, Virginia

The Dresden Dolls - Yes, Virginia
Roadrunner Records/Universal
Format: CD

Der Albumtitel nimmt Bezug auf einen berühmten Brief, den die kleine Virginia O'Hanlon 1897 an die New York Sun schrieb und in dem sie fragte, ob es etwa keinen Weihnachtsmann gäbe. Die einfühlsame Antwort des zuständigen Redakteurs ist in die Publizistik-Geschichte eingegangen. Keinen Weihnachtsmann? Natürlich gibt es den! Genauso wie es Kabarett-Punks gibt, die es geschafft haben, endlich auch im Mainstream wahrgenommen zu werden, obwohl sie Brechtsches Theater mit Rock'n'Roll verbinden - ein eigentlich verbotenes Unternehmen.

Warum nur klingt es bei dem Bostoner Duo so verdammt gut? Liegt's vielleicht an der tollen Produktion, die dieses Mal unter der Obhut von Sean Slade und Paul Q. Kolderie stand, die schon Radiohead, die Pixies und Hole produziert haben? Die Dresden Dolls jedenfalls bieten mit "Yes, Virginia", ihrem zweiten Album nach dem gefeierten selbstbetitelten Debüt, einmal mehr großes Pop-Theater mit tollen Melodien und furchtlosen Geschichten um erste Orgasmen, Teenie-Abtreibungen, alkoholkranke Freunde und die Beziehung von Ich und Minibar. Bereits der Opener "Sex Changes" zeigt alle Qualitäten dieser Band: Tolles Songwriting gepaart mit Lebenserfahrung, die man nicht für sich zu behalten beabsichtigt, und dazu eine große Portion Witz und Erzähltalent. The Dresden Dolls sind die andere Seite von Rosenstolz, nämlich die gute Seite. Wo letztere aus ihrer behaupteten Liebe zum Ungewöhnlichen doch nur stupide Schlager quirlen, haben wir mit den Dresden Dolls eine ähnlich gestellte Bandkonfiguration, die ganz unähnlich schöne Songs zu schreiben versteht. Und mit der Single "Sing" liefern sie das schönste Plädoyer für das Musikmachen seit dem gleichnamigen Titel von Travis.



-Tina Manske-


 

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