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14.04.2006
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Ben Harper - Both Sides Of The Gun

Ben Harper - Both Sides Of The Gun
Virgin/EMI
Format: 2CD

Ben Harper - und das hört man aus seinen Äußerungen heraus - wäre gerne ein größerer Star, als er es ist. Vielleicht ist es aber auch gut so, dass es eben nicht so ist. So sind Alben wie dieses möglich, die sich musikalisch ein klein wenig weiter aus dem Fenster lehnen können, wie jene von Charts Acts dies für gewöhnlich tun. So kreierte Harper hier einen zweigeteilten Entwurf seiner selbst, den er bewusst nicht als Doppel-CD bezeichnet, sondern bei dem er vielmehr auf je einer CD ruhigere und rockigere Stücke in einem weitgehend akustischen, gleichwohl rauen, Rahmen gegenüberstellt und fast durchweg auf instrumentelle Virtuosität verzichtet. (Seine berühmte Slide-Gitarre findet sich z.B. nur Ansatzweise.) Stilistisch treffen hier - sagen wir mal - Cat Stevens und die Beatles auf die frühen Stones - aber Stile haben Ben ja noch nie etwas bedeutet. So gibt es selbstredend auch wieder Ausflüge zu Blues, Funk, Rock und Folk. Wichtig ist vielmehr, dass diese Scheibe sein bislang persönlichstes Werk geworden ist, auf dem er die Extreme stärker polarisiert als bislang. Seine Love-Songs sind hier intimer, seine politisch engagierten Songs deutlicher als bislang. Die Stücke sind - bis auf eine Ausnahme - kurz und prägnant geraten und zeigen sehr viel mehr den Songwriter als den Instrumentalisten Harper. Ein Teil der greifbaren Simplizität des Albums rührt von seinen Erfahrungen mit den Blind Boys Of Alabama her, mit denen er zuletzt ein Gospel-Album einspielte. "Both Sides Of The Gun" zeigt einen Künstler, der immer noch wächst und an sich arbeitet. Auch so ein Ding, zu dem hippe Superstars oft keine Zeit mehr haben...


-Ullrich Maurer-


 

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