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05.05.2006
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Jolie Holland - Springtime Can Kill You

Jolie Holland - Springtime Can Kill You
Anti/SPV
Format: CD

Eine ganz erstaunliche Entwicklung hat Jolie Holland auf ihren letzten drei CDs durchlaufen: "Catalpa" war eine Sammlung einsamer, desolater Folk-Tales, die Jolie mit brüchiger Stimme zu eher angedachter akustischer Minimal-Begleitung vortrug - hier schien Jolie sich als Billie Holiday des Folk zu outen. Das nächste Werk, "Escondida", zeigte sie auf der Suche nach den Ursprüngen des Blues. Angereichert mit appalachischen Folk-Elementen und einer alternativen Attitüde, wie sie z.B. auch Chan Marshall bei ihren diesbezüglichen Bemühungen an den Tag legt, präsentierte sie hier sehr düstere, eigenwillige und auch leicht schräge Interpretationen des Lebensgefühls, das man Blues nennt. Auf ihrem neuen Werk, "Springtime Can Kill You", ist eigentlich nur noch der Titel so richtig depressiv. Hier blüht Jolie förmlich auf, leistet sich eine richtige Band und macht in Sachen Jazz (und zwar die beschwingte südliche Variante) und Folk und ist dabei meilenweit von ihren bisherigen, depressiven Grundtendenzen entfernt. Dabei zeigt sich erst auf diesem Werk, welch großartige Sängerin Jolie eigentlich ist - eine Tatsache, die bei den verhuschten Intonationen auf den letzten CDs immer ein wenig unterging. Die fülligeren Arrangements bekommen den Songs ebenfalls prächtig und auch die eher lebensbejahende, leicht Cajun-lastige Ausrichtung ist kein Fehler. Da Jolie dabei trotz allem ihre Eigenarten - wie z.B. die sehr persönliche Sicht der Dinge - nicht ablegt, ist diese Scheibe ihr bislang schlüssigstes, konsequentestes Werk geworden. Ein Mauerblümchen ist Jolie Holland seit "Springtime" jedenfalls nicht mehr.


-Ullrich Maurer-


 

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