Ich jetzt täglich kommen aus Hamburg und sie lassen gerne den Zufall für sich spielen. Zum Beispiel den, dass man, gibt man ihren Bandnamen bei Google ein, auf so ziemlich jeden Mist stößt, der jetzt täglich stattfindet, aber kaum auf diese vier Jungs. Dabei steht das Grundgerüst der Band jetzt auch schon seit neun Jahren, und eigentlich machen sie ganz gefälligen Indie-Pop mit teilweise sogar sozialkritischen Texten. Und sie nehmen sich gegenseitig beim Abwaschen auf. Das klingt jetzt zwar nicht besonders begeistert, trifft es aber im Kern ganz gut.

Obwohl sie Ich jetzt täglich heißen, haben sie mit der Zeitnähe so ihre Probleme: Auf ihrer Nullviernull-Homepage tun sie so, als sei ihr letztes Album "Stilfragen" von 2004 ihr aktuelles. Ich jetzt täglich können unpeinliche, ungewöhnliche Liebeslieder schreiben ("Ja und amen") mit ungewöhnlichen, unpeinlichen Zeilen ("Getrennte Wege führen uns auf unterschiedliche Matratzen / Fremde Menschen lecken uns den Kopf und danach dann den Nacken"), die sich zwar nicht reimen, aber dafür rastet im Hintergrund gerne mal die Gitarre aus.

Am besten sind Ich jetzt täglich, wenn sie nicht versuchen besonders schlaue Texte zu schreiben, sondern die Musik laufen lassen und dabei die Klappe halten ("Unser Thema"). Ach ja, Konsumkritik gibt es bei Ich jetzt täglich natürlich auch im Dutzend billiger. Aber vielleicht sind dieses Album und diese Band ja auch so ein Hamburger Ding, das wir hier in Berlin nicht verstehen. Ich geh dann jetzt auch mal abwaschen, aber ohne eine Aufnahme davon auf CD zu brennen. Manche Dinge sind einfach zu langweilig, um sie zu konservieren.