Wie schön das Leiden und das Sich-suhlen im Rinnstein sein kann (und ja: auch das Hoffnungschöpfen), das zeigen mit ihrem neuen Album mal wieder die Exil-Australier Devastations. Bereits ihr "Coal" aus dem Jahr 2005 riss Kritiker zu Begeisterungsstürmen hin, Vergleiche mit Nick Cave waren nie weit entfernt (liegt vielleicht auch an der gemeinsamen Heimat). Das große Verdienst von Devastations liegt darin, dass sie bei aller Melancholie nie den großen Bogen des Songs vergessen.

"Yes, U", das sind zehn bis ins Detail geplante, ziselierte Stücke, langsam im Aufbau, nie auf eine offensichtliche Pointe hinsteuernd (mit Ausnahme vielleicht von "The Face Of Love", das in einem Sha-la-la-la-Refrain endet, aber auf äußerst charmante Weise), niemals unkonzentriert oder effektheischerisch, sondern geradezu unheimlich fokussiert. Ein monotoner Beat, ein paar schwirrende Synthieklänge im Hintergrund und die Stimme von Conrad Standish, mehr braucht es nicht, um den Hörer in eine Welt zu entführen, in der im Wohnzimmer noch Beta2000-Videoanlagen herumstehen und die Fensterscheiben auch bei geöffneten Vorhängen schwarz bleiben - die dunkelsten Jahre der 80er, inklusive Vokoder. Wenn man "As Sparks Fly Upwards" anhört, glaubt man dem Trio sogar, dass sich Songs von Giorgio Moroder auf ihrer Festplatte befinden. Vielleicht sogar Softporno-Soundtracks. All das ist so herrlich düster und so offensichtlich dem New Wave entrissen ("Mistakes"), dass man schon gleich gar nicht versteht, warum zum Beispiel das missglückte zweite Album der Editors so hoch gehandelt wird, wenn doch das hier um einiges substantieller ist. Aber selbst das ist noch untertrieben: Am rundum großartigen "Yes, U" werden sich nicht nur die Devastations in Zukunft messen lassen müssen.