Es kommt sicherlich nicht von ungefähr, dass einer der Tracks des neuen Rhye-Albums "Beautiful" heißt - denn das ist in etwa auch das Attribut, mit dem sich die neue Scheibe von Michael Milosh am treffendsten beschreiben ließe. Und das liegt vielleicht auch daran, dass sich der prinzipiell rastlose kanadische Troubadour mit seiner Partnerin Genevieve im kalifornischen Topanga - einem der Hippie-Outlets von L.A. - niedergelassen hat und somit plötzlich eine Heimstatt zur Verfügung hatte, in der er seine Kunst noch ein Mal neu denken konnte - was seinen neuen Songs auch eine dezidiert spirituelle Note verleiht.

Musikalisch macht sich das durch einen sehr viel organischeren Ansatz bemerkbar. Die bislang dominierenden, elektronischen R'n'B-Elemente wurden fast vollständig eliminiert. Dafür versucht sich Milosh nun mit und an echten Instrumenten wie Piano, Akustikgitarre, Streichern, einem Drumkit aus den 50ern und kombiniert das dann mit elektronischen Hilfsmitteln. Tatsächlich ist die Scheibe aber um den charakteristischen Gesang Rhyes herum aufgebaut - und zudem lud sich Rhye den 50-köpfigen Danish National Girl's Choir zur Unterstützung, der nicht nur bei den orchestralen Intros und Outros, sondern auch innerhalb der Stücke eine gewichtige Rolle einnimmt. Und dann widmete sich der Meister erstmals bewusst dem melodischen Geschehen. Letztlich führt das dazu, dass statt eines weiteren eleganten Club-Albums so etwas wie eine organische Pop-Scheibe dabei heraus kam, die insbesondere für diejenigen interessant sein dürfte, die zwar Gefallen an Rhyes Ästhetik fanden, aber bislang vergeblich nach adäquatem Songmaterial suchten.