Die Schwedin und Wahl-Pariserin Fredrika Stahl weiß worauf es ankommt - und begreift den Jazz, den sie sich als musikalische Basis ihrer Wahl auserkoren hat, nicht als Krönung der Schöpfung, sondern als Ausgangspunkt für Exkursionen in alle möglichen Richtungen. In ihren selbstkomponierten Stücken ist grundsätzlich alles möglich: Zwischen klassischem Big-Band-Sound, entspannten Bossa-Rhythmen und bluesigen Balladen gibt es auch immer Platz für poppige Melodien, psychedelische Gitarrensoli, folkige Passagen oder Chansons. Dabei singt sie fließend auf englisch und französisch und sogar ein wenig auf portugiesisch - gerade so, wie es der Moment braucht. Indem sie sich dazu entschloss, keine Repertoirepflege zu betreiben, sondern eben mit eigenem Material arbeitet, klingt ihr Vortrag ungewohnt frisch und frech: So selbstbewusst hat schon lange keine originäre Jazz-Debut-Scheibe mehr geklungen. Und das ganz ohne auf hippe Studiotechnik oder Elektronik zu setzen: Fredrika Stahl verlässt sich ganz auf das Handwerk ihrer Musiker, ihr Geschick für Arrangements, ihr Händchen für Melodien und nicht zuletzt auf ihre glasklare, angenehm einschmeichelnde Gesangststimme. Und mit "Ou veux-tu aller?", von dem es auch eine englische Version namens "Where Are You Going" gibt, ist ihr sogar ein Crossover-Pop-Chanson-Hit gelungen, der selbst im Radio noch eine gute Figur machte. Künstlerinnen wie Fredrika Stahl sollte es mehr geben!